Poggio Fiorentino
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Von zwei Leuten, die in Geldsachen vor Gericht erschienen.

Im Bolognesischen gibt es einen Ort, der Medicina heißt. Dorthin wurde als Podesta, wie sie es nennen, ein ungebildeter und beschränkter Mensch gesetzt. Zu diesem kamen einmal zwei Leute, die sich in Geldsachen stritten, und der eine, der sich als Gläubiger vorstellte, behauptete, der andere sei ihm aus den und den Gründen 113 Geld schuldig. Da wandte sich der Bürgermeister gegen den Schuldner und sagte: »Du tust unrecht, daß du diesem Manne deine Schuld nicht bezahlst.« Als dieser in Abrede stellte, jenem irgend etwas schuldig zu sein, da er ihn bereits befriedigt habe, fuhr der Richter sofort den Gläubiger an, er fordere etwas, was man ihm nicht schulde. Dieser verteidigte wieder seine Sache und brachte Beweise vor, worauf der Bürgermeister dem Schuldner abermals und noch schärfere Vorhaltungen machte, weil er etwas so Offensichtliches leugne. Als dieser wiederum Gegenbeweise vorbrachte, warf der Richter wieder dem Gläubiger vor, daß seine Forderung unberechtigt sei. Und nachdem er so noch mehrmals seine Anschauung auf die Behauptungen des einen oder des andern hin geändert hatte, sagte der einfältige Mensch: »Jede der beiden Parteien hat gewonnen und ist unterlegen, sie mögen abtreten!« So hob er die Sitzung auf, ohne einen Spruch gefällt zu haben. Diese Geschichte wurde in unserem Kreise erzählt, nachdem ein Bekannter von uns seine Ansicht über dieselbe Sache mehrmals geändert hatte. 114

 


 


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