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Philippine kniete am Herd und schob Spreisel in das Feuerloch, Lenore saß vor der Anricht und addierte in einem schmalen Heftchen die Ausgaben der Woche.
»Du solltest heiraten, Lenore,« sagte Philippine und blies auf einen glimmenden Span, »es wär schon Zeit für dich.«
»Laß mich zufrieden mit solchem Gerede,« erwiderte Lenore unmutig.
Philippine kauerte sich noch tiefer am Herd hin. »Ich mein's dir gut,« sagte sie. »Du rackerst dir ja deine Jugend vom Leib. Mit einer so feinen weißen Haut und so zuckrigen Augen, ioi! da wollt ich schon einen kapern, wenn ich du wär. Die Mannsbilder sind ja alle so saudumm.«
»Sei still,« sagte Lenore und zählte: »sieben von fünfzehn, bleibt acht . . .«
»Ein Englein hat's Bett gemacht,« warf Philippine kichernd ein. »Ich wüßt jemand für dich,« fuhr sie dann fort, und ihr Blick lauerte, »einen Reichen; einen, der sich in dich vergafft hat. Wenn ich zu dem geh und sag ihm: die Lenore Jordan hat nichts dagegen, ich glaub, der tät mir einen Sack voll Gold schenken, der alte Spitzbub. Ehr und Seligkeit Lenore, 's ist ein feiner Mann, und Klavier spielen kann er so gut wie der Daniel, wenn nicht noch schöner. Da fliegen die Fetzen nur so, wenn der spielt.«
Lenore erhob sich und schlug das Heft zu. »Willst dir einen Kuppelpelz verdienen, Philippine?« sprach sie, mitleidig lächelnd; »und fragst bei mir an? Geh doch zu, du Närrin.«
»Komm Wind und weh mein Feuer an, damit mein Süpplein kochen kann,« raunte Philippine mit einem finstern Gesicht.
Lenore verließ die Küche und stieg die Treppe hinauf. Sie sehnte sich; ihr Herz wollte schier bersten vor Sehnsucht.