Jakob Wassermann
Joseph Kerkhovens dritte Existenz
Jakob Wassermann

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Er glaubte sich in einer Traumwelt zu bewegen, wenn er mit seinen Gefährten oder nur mit einem Diener über die weitgedehnten Terassenfarmen ritt, an überwachsenen Stadt- und Tempelruinen vorbei, an denen die Vollendung und Schönheit des Mauergefüges auffiel. Wenn er vor den Steinbildern der uralten Hindugottheiten verweilte, der achtarmigen Lora jonggrang, die auf dem Rücken eines knienden Stiers stand, den Kolossalfiguren der »Tausend Tempel« von Ghandi Sewa, dem siebenfach ummauerten Tempel von Borobodo mit seinen vierhundert Statuen, die wie Werke von Riesen aussahen. Das gespenstische Geschrei der wilden Pfauen begleitete seinen Weg, und bei ihrem schrägen Flug warfen sie mit den herrlich irisierenden Schweifen lange dunkelblaue Schatten.

Daneben wirkte europäische Zivilisation kläglich. Die Lebensformen und Regierungsmethoden Europas, übertragen auf die Art und Form der angestammten Bevölkerung, ließ sich mit dem Bemühen eines unglücklichen und schwerkranken Menschen vergleichen, einen gesunden und glücklichen von der Vortrefflichkeit und Wünschbarkeit seines Zustands zu überzeugen und ihn ebenso krank und unglücklich zu machen, wenn nicht im Guten, so mit Gewalt. Gleichwohl hatte er den Eindruck, daß das System im Ganzen, was Milde und Verständigkeit betraf, sich von den sonst geltenden kolonialen Gepflogenheiten zu seinem Vorteil unterschied. Da er es aber in jedem Fall vermeiden wollte, durch Kritik Anstoß zu erregen, schränkte er den Verkehr mit den ansässigen Europäern, reichen Pflanzern und hohen Beamten, so viel wie möglich ein. Nur mit einem jungen Ehepaar freundete er sich mit der Zeit lebhaft an, einem englischen Konsularbeamten, William Hardy und seiner Frau. Die Frau war schön; sie hieß Mabel.


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