Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Der Botenlauf

        Blicke gen Himmel gewandt, gebreitete flehende Arme!
Murmeln und schallender Ruf kniender Mädchen und Fraun

»Götter, beflügelt den Boten! Entscheidung lieber als Bangnis!
Seit sich die Sonne erhob, ringen die Stadt und Tarquin.

Siehe, die Sonne versinkt! Mitkämpfer, Kastor und Pollux,
Denkt der verlassenen Fraun, sendet den Boten geschwind!«

Horch! Achthufig Geklirr bergan. Zwei befreundete Reiter!
Schon am heiligen Quell spülen die Waffen sie rein.

Dann, zwei gewaltige Jünglinge, stehn auf der ragenden Burg sie,
Gegen die schauernden Fraun hat sich der eine gekehrt:

»Freude, knospendes Mädchen! Entschlossene Römerin,
Freude! Herrlicher Sieg ist erkämpft! Geht ihr entgegen dem Heer?«

Einer sprichts, und der andere lauscht, zu dem Bruder gewendet.
Jetzt in das bleichende Licht springen die Rosse empor.

Einer der Jünglinge schwindet im Abend, es schwindet der andre,
Denn wie ein liebendes Paar lassen die Brüder sich nicht.

Über der römischen Feste gewaltigem, dunkelndem Umriss
Hebt sich in dämmernder Nacht seliges Doppelgestirn.

 


 


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