Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Ein Lied Castelards

        Sehnsucht ist Qual!
Der Herrin wag ichs nicht zu sagen
Ich wills den dunkeln Eichen klagen
Im grünen Tal:
Sehnsucht ist Qual.

Mein Leib vergeht
Wie schmelzend Eis in bleichen Farben
Sie sieht mich dursten, lechzen, darben
Bleibt unerfleht –
Mein Leib vergeht.

Doch mag es sein
Dass sie an ihrer Macht sich weide!
Ergötzt sie grausam sich an meinem Leide,
So denkt sie mein –
Drum mag es sein.

Sehnsucht ist Qual!
Dem Kühnsten macht die Folter bange,
Ein Grab, darin ich nichts verlange,
Gib mir, o Tal!
Sehnsucht ist Qual.

 


 


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