Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Die Gedanken des Königs René

        Der fromme Lautenschläger Herr René
Trug braune Locken – sie sind weiss wie Schnee.
An seiner Stirn verglomm der Kronen Glanz,
Da haftet nichts als nur ein Lorbeerkranz.

Schloss Tarascon – er bietets zum Verkauf –
Dran spritzt die blaue Rhone scherzend auf,
Von hoher Warte wandert rings der Blick –
Der König wägt als Denker sein Geschick:

»'s ist eigen, dass man immer mich vertreibt!
's ist eigen, dass mir nichts in Händen bleibt!
Lothringen erbt ich, wo die Trift sich sonnt,
Das nahm mir weg Anton von Vaudemont.

Dann erbt ich flugs das Fürstentum Anjou
Und noch das nette Ländlein Bar dazu –
Herr König Ludwig trat in mein Gelass,
Als Gast, und schrieb mir meinen Wanderpass.

Reich Napel wars, das dann zu Erb mir fiel,
Dort mischte sich der Aragon ins Spiel –
Das schöne Napel! Richtig werd ich schlemm!
Mir bleibt das himmlische Jerusalem!

Da schimmert unvergänglich Dach und Fach –
Ich erb es schon. Das Erben ist mein Sach!
Doch geht mein Sach, wie hier, so droben dort,
Holt aus dem Himmel mich der Teufel fort.«

 


 


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