Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Kaiser Sigmunds Ende

        »Licht und lauter Bläue! Recht ein Wandertag!
Weit hinaus ins Freie! Weg aus diesem Prag!
Holt mir eine Sänfte, macht es mir zu Dank:
Vorn ein Rösslein, hinten eins, und beide blank!

Fröhlich will ich fahren tief ins Abendrot,
Sei mein schlanker Läufer, spring Gevatter Tod!
Trabe, Läufer, trabe! Flugs bestelle mir
Ein geruhig Bettlein und das Nachtquartier!«

Durch die Gassen ging es, wo die Menge stand,
Statt des Purpurs trug er schlichtes Reis'gewand,
Von dem Lorbeerzweige das Gelock umlaubt,
Nickt' ins Volk er freundlich, zitternd mit dem Haupt.

Als er vor dem Tore blaches Feld gewann
Pries er Erd und Himmel: »O ich selger Mann!
Herden seh ich gerne, auch den Pflüger gern:
Sei gesegnet, Nähe! Sei gesegnet, Fern'!«

Wie die wandermüde Sonne niedersank,
Öffnet er die Lippen als zum Abendtrank,
Dann ist er entschlummert in der dunkeln Flur,
Drauf mit weissen Rösslein seine Sänfte fuhr.

 


 


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