Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Brautgeleit

        Ich sehe dich, den Kranz im Haar
Die zur Vermählung schreitet
Von einer jungen Genienschar
Umjubelt und begleitet.

Ein kleines Heer, ein feines Heer
Sind alles deine Schwestern.
Du bist sie und bist sie nicht mehr
Und warest sie noch gestern.

Wer gibt Geleit mit Lustgetön
Dem stillen Hochzeitspaare?
Das sind, bekränzt mit Rosen schön,
All deine raschen Jahre.

Voran ein Kindlein weint und lacht
Vom Mutterarm getragen;
Das zweite setzt die Füsschen sacht
Und schreitet noch mit Zagen.

Es folgen Stufen mannigfalt
Des jungen Menschenbildes,
Mit einem scheuen Kinde wallt
Ein Mägdlein schon, ein wildes.

Dann ist ein frisches minniges
Lenzangesicht zu schauen
Und dann ein blasses inniges
Antlitz mit ernsten Brauen.

Nun eines noch, versunken ganz
In still verklärten Zügen
Erfüllung in des Blickes Glanz
Und seliges Genügen.

Jetzt trittst du durch das Kirchentor,
Dich ewig zu verbinden
Die Mädchen bleiben all davor,
Vergehen und verschwinden.

 


 


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