Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Nach einem Niederländer

        Der Meister malt ein kleines zartes Bild,
Zurückgelehnt beschaut ers liebevoll.
Es pocht. »Herein.« Ein flämischer Junker ists
Mit einer drallen, aufgedonnerten Dirn
Der vor Gesundheit fast die Wange birst.
Sie rauscht von Seide, flimmert von Geschmeid.
»Wir habens eilig, lieber Meister. Wisst
Ein wackrer Schelm stiehlt mir das Töchterlein.
Morgen ist Hochzeit. Malet mir mein Kind!«
»Zur Stunde, Herr! Nur noch den Pinselstrich!«
Sie treten lustig vor die Staffelei:
Auf einem blanken Kissen schlummernd liegt
Ein feiner Mädchenkopf. Der Meister setzt
Des Blumenkranzes tiefste Knospe noch
Auf die verblichne Stirn mit leichter Hand.
– »Nach der Natur?« – »Nach der Natur. Mein Kind
Gestern beerdigt. Herr, ich bin zu Dienst.«

 


 


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