Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Galaswinte

        Im Saale jubelt Hochzeit –
Die Arme vor dem Busen
Kreuzt Fredegund in Demut,
Des Königs listge Buhlin:
»Ich bin die Magd und leuchte
Dem Bräutchen auf die Kammer!«
Die Alabasterampel
Mit römischen Skulpturen
Die schwebend einst geschimmert
In stillem Grabesdunkel
Trägt Fredegund in Demut
Und hellt die Hochzeitskammer,
Sie setzt die Ampel nieder
Und geht und lächelt tückisch.
Die zarte Galaswinte
Blickt in die wehnde Flamme,
Die Flamme loht und flackert
Die Ampel springt in Scherben,
Die Fürstin weint im Dunkel:
»Die mich gebracht aus Spanien,
Dein Kind dem Frankenkönig,
Jetzt drehst du auf dem Rosse
Im Schein der Wanderfackel
Noch einmal dich und breitest
Nach mir die Arme, Mutter!«

 


 


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