Conrad Ferdinand Meyer
Gedichte
Conrad Ferdinand Meyer

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Der Tod und Frau Laura

            Es war in Avignon am Karneval
Dass sich ein Mörder in den Reigen stahl
Und dass die Pest verlarvt sich schwang im Tanz
Mit einem schlotterichten Mummenschanz.

In einer nahen Villa täuschen sie
Die Angst mit Wohllaut und mit Phantasie,
Frau Laura war und auch Petrarca da,
Als an das Tor ein dumpfer Schlag geschah.

Die blassen Lippen schaudern vor dem Wein,
Es tritt ein Weissgewandeter herein,
Der eine Maske mit dem Sterbezug
Und einen frisch gepflückten Lorbeer trug.

Der Dämon hebt den Lorbeer voller Ruh
Und sinnt und schreitet auf Petrarca zu:
»Ich grüsse, Freund, und komme priesterlich
Das ist der Selgen Lorbeer! Neige dich!«

Der Lorbeer schwebt. Da raubt ihn eine Hand,
Frau Laura war es, die daneben stand,
Sie schmiegt ihn um die blonden Haare leicht,
Sie steht bekränzt. Sie schaudert. Sie erbleicht.

 


 


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