- Sobald mir nur das letzte Wort erschollen,
Das aus der sel’gen Himmelsflamme drang,
Begann die heil’ge Mühl’ im Kreis zu rollen.
- Doch eh’ sie rundherum sich völlig schwang,
War sie umringt von einem zweiten Kranze,
Eingreifend Tanz in Tanz und Sang in Sang;
- Sang, hold verhaucht bei diesem Strahlentanze,
Dem unsrer Musen und Sirenen Lied
So weicht, wie Widerschein dem ersten Glanze.
- Wie auf Gewölk, das leicht das Blau umsieht,
Man zwei gleichfarb’ge, gleichgespannte Bogen,
Wenn Juno ihrer Magd befiehlt, ersieht,
- Erzeugt vom innern der, der ihm umzogen –
Der Rede jener gleich, die Liebesglut,
Wie Sonnenglut die Dünste, weggesogen –
- Die Bogen, die nach allgemeiner Flut
Der Herr dem Noah zeigte, zum Beweise
Des Bunds, durch den die Erde sicher ruht; –
- So drehte jetzt um uns sich gleicherweise
Der ew’gen Rosen schöner Doppelkranz,
So glich der äußere dem innern Kreise.
- Und als zuletzt der festlich frohe Tanz,
Die Lust des Sangs, der lichten Flammen schweben,
Das Spiegeln einer in der andern Glanz,
- Still ward in einem Nu, mit gleichem Streben,
Wie sich die Augen, wenn es dem gefällt,
Der sie bewegt, verschließen und erheben;
- Klang aus dem Kreis, von neuem Licht erhellt,
Ein Laut, nach dem ich mich so eilig kehrte,
Wie der Magnet nach seinem Sterne schnellt.
- Er sprach: Die Liebe, die mich schön verklärte,
Ist’s, die vom zweiten Hort mich sprechen heißt,
Durch den man hier so hoch den meinen ehrte.
- Vom andern spreche, wer den einen preist,
Zusammen glänzt’ ihr Ruhm, so wie sie stritten
Für einen Zweck und mit gleich tapferm Geist.
- Des Heilands Heer, für welches schwer gelitten,
Der’s neu bewehrt, zog zweifelnd und voll Leid
Der Fahne nach, schwach und mit trägen Schritten,
- Als er, der herrscht in Zeit und Ewigkeit,
Den Kriegern half, die hart gefährdet waren,
Aus Gnad’ und nicht ob ihrer Würdigkeit;
- Und, wie gesagt, um seine Braut zu wahren.
Zwei Kämpfer rief, durch deren Wort und Tat
Gesammelt wurden die zerstreuten Scharen.
- Woher der Zephir haucht, um am Gestad’
In Tal und Au die Knospen froh zu schwellen,
Wenn sich der Lenz im Schmuck Europen naht,
- Dort, nah dem Strand, wo hochgetürmte Wellen
Weit hergewälzt, von Sturmeswut bekriegt,
Dem Sonnenstrahl sich oft entgegenstellen,
- Dort ist der Platz, wo CaIIaroga liegt,
Beschützt und wohlgedeckt vom großen Schilde,
Auf dem der Leu obsiegt und unterliegt.
- Dort ward erzeugt im glücklichen Gefilde
Der Glaubenstreue Buhle, der Athlet,
Dem Feind ein Graus, den Seinigen voll Milde. ’
- Dem Geist, erschaffen kaum, ward zugeweht
Vom höchsten Geiste Kraft und hohe Gabe,
Und ungeboren war er schon Propbet.
- Als mit der Glaubenstreue drauf der Knabe
Verlöbnis hielt, vom heil’gen Quell benetzt,
Wo gegenseit’ges Heil die Morgengabe,
- Da ward die Zeugin, die Sein Ja! ersetzt,
Schon von der Wunderfrucht, die ihm entsprieße,
Und seiner Schul’, im Traumgesicht ergetzt.
- Und daß sich, was er war, erkennen ließe,
Gebot ein Geist, vom Himmel hergesandt,
Daß man nach ihm, der ihn besaß, ihn hieße.
- Dominikus ward er darum benannt,
Der Gärtner, welchen als Gehilfen Christus
Für seinen Garten wählt’ und sich verband.
- Wohl schien er Bot’ und treuer Knecht von Christus,
Wie das, was er zuerst geliebt, bezeugt,
Denn er vollzog den ersten Rat von Christus.
- Wohl fand ihn öfters die, so ihn gesäugt,
Am Boden liegend, wach, in tiefem Schweigen,
Als spräch’ er aus: Hierzu bin ich gezeugt.
- O du, sein Vater, FeIix wahr und eigen!
O Mutter, wahrhaft als Johann’ erblüht,
Wenn wir bis zu des Namens Wurzel steigen!
- Nicht für die Welt, für die man jetzt sich müht,
Nach des von Ostia, des Thaddäus Lehren,
Nein, fürs wahrhafte Manna nur entglüht,
- Sollt’ er als Lehrer bald sich groß bewähren,
Den Weinberg pflegend, der bald Unkraut trägt,
Wenn nicht des Winzers Hand’ ihm emsig wehren.
- Vom Stuhl, der einst die Armen mild gehegt –
Einst, nicht durch Schuld des Stuhls – durch dessen Sünden
Der sitzt, und aus der Art der Väter schlägt,
- Erbat er Zehnten nicht, noch fette Pfründen,
Erlaubnis nicht, Ablaß und Heil für Geld,
Um drei und vier für zehen, zu verkünden;
- Nein die, zu kämpfen mit der irren Welt,
Durch jenen Samen, dem die Bäum’ entspringen,
Die, zweimal zwölf, sich um dich her gestellt,
- Die Pflichten des Apostels zu vollbringen,
Strebt’ auf sein Will’ und seine Wissenschaft,
Gleich Strömen, die aus tiefer Ader Springen.
- Und ihre Wellen stürzten grausenhaft
Auf ketzerisch Gestrüpp, es auszubrechen,
Und mit dem Widerstand wuchs ihre Kraft.
- Er gab darauf den Ursprung manchen Bächen,
Die hinzieh’n durch der Kirche Gartenland,
Drob ihre Bäume schönre Frucht versprechen –
- Wenn so ein Rad des Kriegeswagens stand,
Auf dem den Kampf die heil’ge Kirche wagte,
Als sie die innern Meut’rer überwand,
- So muß dir jetzt, wie hoch das andre ragte
An Trefflichkeit, vollkommen deutlich sein,
Und was von ihm dir Thomas Gutes sagte.
- Allein das Gleis hält jetzo niemand ein,
Das in den Grund der Schwung des Rades prägte,
Und Essig wird, was vormals süßer Wein.
- Die Schar, die seiner Spur zu folgen pflegte,
Hat jetzt der Füße Stellung ganz gewandt
Und geht zurück, wo er sich vorbewegte.
- Wie schlecht die Saat ist, wird euch bald bekannt,
Denn bei der Ernte wird das Korn erIesen
Und eingescheuert, doch der Lolch verbrannt.
- Zwar, will man Blatt für Blatt das Buch durchlesen,
Das unsre Namen zeigt, so sagt ein Blatt
Noch hier und dort: Ich bin, was ich gewesen.
- Doch nicht CasaI, noch Aquasparta hat
Dergleichen Glieder unsrer Schar gegeben,
Da der zu streng ist, der zu schlaff und matt.
- Jetzt wiss’, ich bin Buonaventuras Leben,
Von Bagnoregio, und gering erschien
Beim großen Amt mir jedes andre Streben.
- Hier sind Jlluminat und Augustin,
Zwei von den ersten barfußarmen Scharen,
Die durch den Strick in Gottes Huld gedieh’n.
- Hier sind der von Sankt Viktor zu gewahren,
Und Mangiador, der Spanier Peter dann,
Des Ruhm der Welt zwölf Bücher offenbaren.
- Nathan der Seher, Erzbischof Johann,
Anselm, Donat, der sich dem Werke weihte,
Des sich die erste Kunst berühren kann.
- Ruban ist hier; und solchen Brüdern reihte
Sich dieser an, begabt mit Sehergeist
Abt Joachim, helleuchtend mir zur Seite.
- Wenn solchen Kämpfer meine Rede preist,
So ist’s des Thomas liebentflammte Weise,
Die mit sich fort auch meine Rede reißt,
- Und mit mir fortzieht all in diesem Kreise.
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