- Dem Vater, Sohn und Heil’gen Geiste fang
Das ganze Paradies; ihm jubelt’ alles,
So daß ich trunken ward vom süßen Klang.
- Ein Lächeln schien zu sein des Weltenalles,
Das, was ich sah, drum zog die Trunkenheit
Durch Aug’ und Ohr im Reiz des Blicks und Schalles.
- O Lust! O unnennbare Seligkeit!
O friedenreiches, lieberfülltes Leben!
O sichrer Reichtum sonder Wunsch und Neid!
- Ich sah vor mir die Feuer glühend Schweben,
Und das der vier, das erst gekommen war,
Sah ich in höherm Glanze sich beleben.
- Und also stellt’ es sich den Blicken dar,
Wie Jupiter, nahm’ man an seinen Gluten
Das hohe Rot des Marsgestirnes wahr.
- Und jetzt gebot der Wink des ewig Guten,
Des Vorsicht dort verteilet Pflicht und Amt,
Daß aller Sel’gen Wonnechöre ruhten.
- Da hört’ ich: "Siehst du höher mich entflammt,
So staune nicht – bei meinen Worten werden
Sich diese hier entflammen allesamt.
- Der meines Stuhls sich anmaßt dort auf Erden,
Des Stuhls, des Stuhls, auf dem kein Hirt itzt wacht,
Vor Christi Blick, zum Schutze seiner Herden,
- Hat meine Grabstatt zur KIoak’ gemacht
Von Blut und Stank, drob der zu ew’gen Qualen
Einst von hier oben fiel, dort unten lacht."
- Wie früh und abends sich die Wolken malen,
Die g’rad’ der Sonne gegenüberstehn,
So sah ich jetzt den ganzen Himmel stralhIen.
- Wie wir ein ehrbar Weib sich wandeln sehn,
Das, sicher seiner selbst, nichts zu verschulden,
Nur hörend, schüchtern wird durch fremd Vergehn;
- So meiner Herrin Angesicht voll Hulden;
Und so verfinstert, glaub’ ich, wie sie dort,
War einst der Himmel bei der Allmacht Dulden.
- Er aber fuhr in seiner Rede fort,
Und wie verwandelt erst der heitre Schimmer,
So war verwandelt jetzt das heil’ge Wort.
- "Die Braut des Herrn hat zu dem Zwecke nimmer
Mein Blut, des Lin und Cletus Blut, genährt,
Daß man durch sie erwerbe Gold und Flimmer,
- Nein, dieses frohe Sein, das ewig währt;
Dem hat des Sirt und Pius Blut gegolten,
Dies hat Calixt, dies hat Urban begehrt.
- Das war’s nicht, was wir von den Folgern wollten,
Daß sie um sich das Christenvolk getrennt
Zur Rechten und zur Linken setzen sollten.
- Nicht sollten jene Schlüssel, mir vergönnt,
Als Kriegeszeichen in den Fahnen stehen,
Woran man der Getauften Feind’ erkennt.
- Nicht sollte man mein Bild auf Siegeln sehen,
Erkauftem Lügenfreibrief beigedrückt,
Drob ich erröt’ und glüh’ in diesen Höhen.
- Jetzt sieht man, mit dem Hirtenkleid geschmückt,
Raubgier’ge Wölfe dort die Herden hüten.
O Gott, was ruht dein Schwert noch ungezückt!
- Und Caorsiner und Gascogner brüten
Schon Tücken aus, voll Gier nach meinem Blut.
Schnöde, schlechte Frucht von schönen Blüten!
- Allein die Vorsicht, die durch Scipios Mut
Den Ruhm der Welt beschützt in Romas Siegen,
Bald hilft sie, wie mir kund mein Spiegel tut.
- Du, Sohn, wenn du zur Erd’ hinabgestiegen,
Erschleuß den Mund und sprich, wie sich’s gebührt,
Und nicht verschweige, was ich nicht verschwiegen."
- Wie, wenn der Wolken feuchter Dunst gefriert,
Durch unsre Luft die Flocken niederfallen,
Zur Zeit, da Sol des Steinbocks Horn berührt;
- So, aufwärts, sah ich an des Äthers Hallen
Mit jenem Licht, das eben zu mir sprach,
Der andern Schar, wie Schimmerflocken, wallen.
- Mein Auge folgte diesem Anblick nach,
Bis sie so weit im Raum emporgeflogen,
Daß er den Pfad des Blickes unterbrach.
- Da sprach die Herrin, die mich abgezogen
Von oben sah: "Jetzt schau’ hinab – hab’ acht,
Wie weit du fortzogst mit des Himmels Bogen."
- Vom ersten Rückblick an, des ich gedacht,
Hatt’ ich den Weg der Hälft’ im halben Kreise
Von seiner Mitte bis zum Rand gemacht.
- Von Kadix jenseits lag das Furt zur Reise
Ulyß, des Toren – diesseits nah der Strand,
Dem Zeus entrann, beschwert mit süßem Preise.
- Noch mehr von unserm Ball hätt’ ich erkannt,
Doch unten war die Sonne vorgegangen,
Der fern um mehr noch als ein Zeichen stand.
- Mein liebend Herz, das immer mit Verlangen
Der Herrin schlug, war mehr als je entglüht,
Ihr wieder mit den Augen anzuhangen.
- Was jemals der Natur und Kunst entblüht
An Leib und Bild, dem Aug’ als Reiz zu dienen
Und durch den Blick zu fesseln das Gemüt,
- Vereint war’ alles dies als nichts erschienen
Bei jener Götterlust, die mich beglückt’,
Als ich hinschaut’ ins Lächeln ihrer Mienen.
- Und durch die Kraft, die aus dem Blicke zückt,
Hatt’ ich dem Nest der Leda mich entrungen
Und war zum schnellsten Himmelskreis entrückt.
- Ich weiß, da er von Lebensglanz durchdrungen
Gleichförmig war, nicht, wo mit mir in ihn,
Nach ihrer Wahl, die Herrin eingedrungen.
- Doch sie, der klar mein Herzenswunsch erschien,
Begann jetzt lächelnd in so sel’gen Wonnen,
Daß Gott in ihrem Blick zu lächeln schien:
- "Sieh hier des Zirkellaufs Natur begonnen,
Durch die der Mittelpunkt in Ruhe weilt,
Und alles rings umher den Flug gewonnen.
- In diesem Himmel, der am schnellsten eilt,
Wohnt Gottes Geist nur, der die Lieb’ entzündet,
Die ihn bewegt – die Kraft, die er verteilt.
- Ein Kreis von Licht und Liebesglut umwindet
Ihn, wie die andern er; allein verstehn
Kann diesen Kreis nur er, der ihn gerundet.
- Nichts läßt das Maß von seinem Lauf uns sehn;
Nach ihm nur mißt sich der der andern Sphären,
Wie man nach Hälft’ und Fünfteil mißt die Zehn.
- Wie sich in diesem Kreis die Wurzeln nähren
Der Zeit, wie ihr Gezweig zu ändern strebt,
Das kannst du jetzt dir selber leicht erklären.
- Gier, die tief die Sterblichen begräbt
In ihrem Schlund, so kraftlos fortgerissen,
Daß sich kein Blick aus deinem Wirbel hebt!
- Wohl blüht des Menschen Will’, allein in Güssen
Strömt Regen drauf, der unaufhörlich rinnt,
Drob echte Pflaumen Butten werden müssen.
- UnschuId und Treue trifft man nur im Kind,
Doch sie entweichen von den Kindern allen,
Bevor mit Flaum bedeckt die Wangen sind.
- Die fasten noch beim ersten Kinderlallen,
Die, mit gelösten Zungen, gierig dann
In jedem Mond auf jede Speise fallen.
- Der liebt die Mutter noch und hört sie an,
Solang er lallt, der ihren Tod im Herzen
Bei voller Sprache kaum erwarten kann.
- Drum muß, erst weiß, das Angesicht sich schwärzen
Der schönen Tochter des, der, kommend, bringt
Und, gehend, mit sich nimmt des Tages Kerzen.
- Du denke, wenn dich dies zum Staunen zwingt,
Daß dort kein Herrscher ist, um euch zu leiten,
Drob das Geschlecht, verirrt, mit Jammer ringt,
- Doch eh’ der Jänner fällt in Frühlingszeiten
Durch das von euch vergeßne Hundertteil,
Wird dieser Kreise Lauf Gebrüll verbreiten,
- Daß das Geschick, erharrt zu eurem Heil,
Damit’s auf g’raden Lauf die Flotte richte,
Den Spiegel dreht, wo jetzt das Vorderteil,
- Und auf die Blüten folgen echte Früchte."
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