- O du geringer Adel unsers Bluts,
Kannst du hienieden uns zum Stolz verführen,
Wo wir noch fern vom Schau’n des wahren Guts.
- So werd’ ich nimmer drob Verwundrung spüren;
Denn dort, wo falsche Lust uns nicht erreicht,
Fühlt’ ich darob in mir den Stolz sich rühren.
- Du bist ein Mantel, der, sich kürzend, weicht,
Setzt man nicht Neues zu von Tag zu Tagen,
Weil rings die Zeit mit ihrer Schere schleicht –
- Mit jenem ihr, das Rom zuerst ertragen,
Das jetzt die Römer minder brauchen, trat
Ich näher hin, beginnend neue prägen.
- Beatrix drum, zur Seite stehend, tat,
Lächelnd, gleich jener, die beim ersten Fehle
Ginevrens, wie man schreibt, gehustet hat.
- "Ihr seid mein Vater; Ihr erhebt die Seele,
Daß ich mehr bin als ich; Ihr gebt mir Mut
Mit Euch zu sprechen frei und sonder Hehle.
- Mir strömt zur Brust vielfacher Wonne Flut,
Doch sie erträgt es, ohne zu zerspringen,
Weil süß das Herz in eigner Freude ruht.
- Drum sprecht, mein Urahn, welche Vordern gingen
Euch noch voraus, und wie bezeichnet man
Die Jahre, die Euch hier itzt Früchte bringen?
- Vom Schafstall sprecht des heiligen Johann;
Wie groß war er? Wer ist, den, hochzustehen
In jenem Volk, man würdig preisen kann?"
- Gleichwie, belebt von frischen Windeswehen,
Die Kohl’ in Flammen glüht, so war das Licht
Bei meinem Liebeswort in Glanz zu sehen.
- Und so verschont er jetzt sich dem Gesicht,
Wie seine Sprache sich dem Ohr verschönte;
Doch war’s nicht jene, die man jetzo spricht.
- Er sprach: "Seitdem des Engels Ave tönte,
Bis meine Mutter, heilig itzt, in Qual
Sich meiner Last entledigend, erstöhnte,
- Kam allbereits fünfhundertachtzigmal
Dies Feuer zu den Füßen seines Leuen,
Dort zu erneuern seinen Flammenstrahl.
- Des ersten Lichts sollt’ ich am Ort mich freuen,
Den Vätern gleich, wo man das Sechsteil fand.
In dem sich eure Jahresläuf’ erneuen.
- Und dies sei von den Ahnen dir bekannt;
Wer sie gewesen, und woher entsprossen,
Wird schicklicher verschwiegen als benannt.
- Was da, von Mars und Täufer eingeschIossen,
Befähigt war, sich zum Gefecht zu reih’n,
Ein Fünfteil war’s der jetzigen Genossen.
- Allein die Bürgerschaft, jetzt groß zum Schein,
Vermischt mit Campis und Certaldos Scharen,
War noch im letzten Handwerksmanne rein.
- Wohl besser wären, die einst Nachbarn waren,
Es jetzo noch – wohl besser war’s, Galluzz
Und Trespian als Grenzen zu bewahren,
- Als innerhalb der Bauern Stank und Schmutz
Von Aguglion und Signa zu ertragen,
Die listig schachern allem Recht zum Trutz.
- Wenn sich, der gänzlich aus der Art geschlagen,
Am Kaiser nicht stiefväterlich verging,
Statt ihn am Herzen väterlich zu tragen,
- War’ mancher Schachrer, den Florenz empfing,
Bereits zurückgekehrt nach Simifonte,
Wo sein Großvater schmählich betteln ging.
- Wie Montemurlo Grafschaft bleiben konnte,
So wären noch die Cerchi in Acon,
Vielleicht in Valdigriev die Buondelmonte.
- In Volksvermischung fand man immer schon
Den ersten Keim zu einer Stadt Verfalle,
Wie Speis auf Speisen unsern Leib bedroh’n.
- Ein blinder Stier stürzt hin in jäherm Falle
Als blindes Lamm, und öfters ist ein Schwert
Mehr wert als fünf und schneidet mehr als alle.
- Sieh Luni, Urbifaglia schon verheert,
Sieh Chiusi in derselben Not sich winden,
Die Sinigaglia, jenen gleich, erfährt;
- Dann wirst du’s nicht mehr neu und schrecklich finden,
Hüllt Nacht des Todes die Geschlechter ein,
Da Städte selbst vom festen Grund verschwinden.
- Was euer ist, das trägt, wie euer Sein,
Den Tod in sich; doch, was sich minder wandelt,
Verbirgt ihn euch, denn eure Zeit ist klein.
- Und wie des Mondes Lauf den Strand verwandelt
Und ihn in Ebb’ und Flut entblößt und deckt, -
So ist’s, wie das Geschick Florenz behandelt.
- Drum werde dir kein Staunen mehr erweckt,
Sprech’ ich von Edeln deiner Stadt, von ihnen,
Die in Vergessenheit die Zeit versteckt.
- Die Ughi hob’ ich und die CateIIinen
Der Greci und Ormanni Stamm gesehn,
Die selbst im Fall erhabne Bürger schienen.
- Mocht’ alt, wie hoch, der von Sanella stehn,
Er mußte mit Soldanier, den von Arke
Und den Bostichi kläglich untergehn.
- Am Tor, das jetzt an Hochverrat so starke
Belastung hat, daß in den Wogen bald
Versinken wird die überladne Barke,
- Dort war der Ravignani Aufenthalt,
Das Stammhaus derer, so den Namen führen
Des BeIIincion, der edel ist und alt.
- Wohl wußte, wie sich’s zieme, zu regieren,
Der della Pressa – Galigajo nahm
Das Schwert, das goldnes Blatt und Knauf verzieren.
- Groß war die graue Säul’ und wundersam,
Groß waren die Sachetti, die Barucci
Und die ein Scheffel jetzt durchglüht mit Scham.
- Groß war vordem der Urstamm der Calfucci;
Zu jeglichem erhabnen Platz im Staat
Rief man die Sizii, die Arrigucci.
- Wie groß war’t ihr! Allein des Stolzes Saat
Trug Untergang – wie blüht auf allen Ästen
So edler Stämme Mut und große Tat!
- So waren deren Väter, die in Festen,
Wenn man den Sitz des Bischofs ledig sieht,
Im Konsistorium sich behaglich mästen.
- Das prahlende Geschlecht, das dem, der flieht,
Zum Drachen wird, doch sanft wird, gleich dem Lamme,
Wenn man die Zahne weist, den Beutel zieht
- Kam schon empor, allein aus niederm Stamme,
Drum zürnt’ Ubert dem BeIIincion, daß er
Zu solcherlei Verwandtschaft ihn verdamme.
- Von Fiesole kam Caponsacco her
Auf euren Markt und trieb in jenen Tagen,
Wie Infangato bürgerlich Verkehr.
- Unglaubliches, doch Wahres werd’ ich sagen:
Ein Tor des Städtchens ließ man ungescheut
Den Namen des Geschlechts der Pera tragen.
- Wen nur des schönen Wappens Schmuck erfreut,
Des großen Freiherrn, dessen Preis und Ehren
Alljährlich noch das Thomasfest erneut.
- Ließ Ritterwürden sich von ihm gewähren,
Mag der auch, der’s mit goldner Zier umwand,
Jetzt im Vereine mit dem Volk verkehren.
- Da hoch der Stamm der Gualterotti stand,
So würd’ in Kriegsnot Borgo minder beben,
Wenn er sich mit den Nachbarn nicht verband.
- Das Haus, das euch zum Weinen Grund gegeben,
Da’s in gerechtem Grimm euch Tod gebracht
Und ganz beendigt euer heitres Leben,
- Stand mit den Seinen fest in Ehr’ und Macht.
Buondelmont, was hattest du Verlangen
Nach andrer Braut? Was fremden Antriebs acht?
- Wohl viele würden froh sein, die jetzt bangen,
Wenn Gott der Ema dich vermählt, als du
Zum ersten Male nach der Stadt gegangen.
- Doch wohl stand dieser Stadt das Opfer zu,
Das sie der Brückenwacht, dem wüsten Steine,
Mit Blut gebracht in ihrer letzten Ruh’.
- Mit diesen und mit andern im Vereine
Sah ich Florenz des süßen Friedens wert,
Indem’s nie Ursach’ fand, weshalb es weine.
- Mit diesem sah ich hoch sein Volk geehrt,
Gerecht und treu, in ruhig stiller Haltung,
Und nie am Speer die Lilie umgekehrt’
- Und nimmer rotgefärbt durch innre Spaltung.
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