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O Simon Magus und die seinen Pfaden Ihr folgt, Elende, die in eurer Gier, Was Tugend nur darf freien, Gottes Gnaden Um Gold und Silber ihr verkuppelt, hier Muß die Drommete jetzt von euch erschallen, Denn in der Klüfte dritter hauset ihr! Wir waren, wie zur nächsten Gruft wir wallen, Schon dort, wo mittenein in ihren Schacht Des Brückenbogens Klippen niederfallen. Weisheit des Herrn! Wie schaltet mit Bedacht Durch Erd und Himmel bis hinab zum Schlunde Des Bösen so gerecht doch deine Macht! 86 Ich sah die Bord' entlang und auf dem Grunde Loch dicht an Loch im graulichen Gestein, An Umfang alle gleich und lauter runde. Nicht enger mochte keins noch weiter sein Als die, so Standort für die Täufer waren Zu Sankt Johann, dem schmucken Tempel mein. (Solch eins zerschlug ich, als vor wenig Jahren Drin zu ertrinken einer lief Gefahr. Sei's hier bezeugt, daß alle sie's erfahren!) Aus jedem Schlunde ragt' ein Füßepaar, Die Beine bis zur Wade überm Rande Des Spalts, darin versteckt der Sünder war. Die Sohlen flammten all im Feuerbrande, Es zuckt der Knöchel Nerv in wilden Wehen, Daß Taue leicht er sprengt' und weidne Bande. Wie wirs am ölgetränkten Dochte sehen, Wenn züngelnd drüberhin die Flamme loht, So sah ichs dort vom Hacken zu den Zehen. »Wer ist es, Meister, der in seiner Not Noch grimmer zuckt als alle rings im Runde Und den die Flamme leckt mit heißrem Rot?« Ich frugs, und jener: »Soll ich dich zum Grunde Den Hang, den niedren, dort hinuntertragen, So gibt er selbst von Los und Fehl dir Kunde.« Und ich: »Wie dirs gefällt, soll mirs behagen! Du bist mein Herr, du weißt, wie unverwandt Mir gilt dein Wille, weißt, was nicht zu sagen.« So gings zum vierten Damm und linker Hand Zum engen Schlund hinab, wo in den Steinen Ein Loch beim andren war von Wand zu Wand. Aus seinem Arme ließ er nicht den meinen, Der gute Meister, trug zum Spalt der Qual Mich hin, wo der so weinte, mit den Beinen. »Wer du auch seiest«, bat ich, »der, ein Pfahl, Das Oberste zuunterst, steckt im Grunde, Vermagst du's, arme Seele, sprich einmal!« Da stand ich wie der Beichtmönch, wenn vom Munde Des Mordgeselln, der köpflings steckt im Sand, Ein Rufen Aufschub heischt der Todesstunde. 87 Er aber schrie: »Kommst heut schon hergerannt? Kommst du so schleunig, Bonifaz, schon heute? So log um Jahre, was geschrieben stand! Bist du so bald schon satt der reichen Beute, Darum die hehre Frau du erst betört, Die dann zu schänden deine Gier nicht scheute?« Mir ward wie einem, der da reden hört Und nichts begreift und dasteht wie auf Kohlen Und weiß die Antwort nicht, die sich gehört; Da sprach Virgil: »So sag ihm unverhohlen, Du bist nicht, der er glaubte, daß du seist!« Und ich antwortete, wie mir befohlen. Doch schrecklich wand die Füße da der Geist, Mit Jammerstimme, stöhnend dann zu sagen: »Was willst du denn, daß du mich reden heißt? Plagts so dich, wer ich sei, daß, mich zu fragen, Die Felswand dort herab du klommst zu mir, Das Pallium, wisse, hab ich dort getragen. Der Bärin echter Sohn, so voll Begier, Die Bärenbrut zu mästen, steckt' ich droben Brav Gulden in den Sack – mich selber hier! Mit unterm Haupt steckt mancher, der dort oben Den Weg der Simonie mir ging voran, Fest in des Felsens Spalt hineingeschoben. Dort muß ich selbst hinab, langt jener an, Für den ich dich genommen, als mein Grüßen Mit allzu hastigem Fragewort begann. Doch längre Frist schon mit versengten Füßen Steck ich hier häuptlings fest, als er, entflammt Die Sohlen, eingepfählt dereinst muß büßen; Denn nach ihm wird, um schnödre Tat verdammt, Ohn Fug und Recht ein Hirt von Abend kommen, Der ihn und mich in tiefre Tiefen rammt. Ein neuer Jason ists; wie wir vernommen Im Makkabäerbuch, daß der am Throne Des seinen, ist er Frankreichs Herrn willkommen.« Weiß nicht, wars allzu dreist, aus solchem Tone Ein Lied ihm singen, wie ich tat und sprach: »Sag an, was heischt' an Schätzen, sich zum Lohne, 89 Von Petrus unser Herr wohl allgemach, Als er die Schlüssel legt' in seine Hände? Fürwahr, nur dies begehrt' er: ›Folg mir nach!‹ Und als Matthias nach des Argen Ende Sein Amt erlost: nicht Silber nahm noch Gold Sankt Peter noch die elf dergleichen Spende. So bleib, wo nach Verdienst dir Lohn gezollt! Wahrs wohl, was schlimm errafft, was dreist noch eben Dich wider Karl gemacht, den Sündensold! Ja, müßt ich nicht Gehör der Ehrfurcht geben Vor jenen hehren Schlüsseln, die du dort In Händen hieltest, dort im lichten Leben, Ich brauche wahrlich noch ein härter Wort, Denn eure Habgier macht die Völker weinen, Die Gute tritt und hilft den Bösen fort. Euch, arge Hirten, muß der Seher meinen, Da er das Weib, das ob den Wassern saß Und mit den Königen hurte, sah erscheinen: Von deren sieben Häuptern man uns las Und die mit zehen Hörnern war bewehret, Eh so der Zucht ihr Ehgemahl vergaß. Aus Gold und Silber macht ihr Gott! Was lehret Ihr andres als der Götzendiener Schar? Nur daß sie einen, hundert ihr verehret! Oh, welches Unheil, Konstantin, gebar – Nicht deine Taufe, nein, die Morgengabe, Dran erstmals reich der Heilige Vater war!« Solch Lied ihm sang ich; aber der im Grabe – Zwackt' ihn Gewissensbiß, tats grimme Wut? –, Mit beiden Sohlen zuckt' er wie im Trabe, Den Meister, glaub ich, dünkt' es recht und gut; Beifälliger Miene lauscht' er dem Willkommen, Den wahrhaft ich gezollt mit freiem Mut. Er hat in beide Arme mich genommen, Stieg, da er fest mich an die Brust gedrückt, Den Pfad hinan, da er herabgeklommen, Trug nimmermüd, ob über mich gebückt, Zum First des Bogens mich, der Kluft und Hürde Vom vierten Damm zum fünften überbrückt. 90 Dort setzt' er sänftlich nieder seine Bürde, Sanft, denn der Felsengrat war steil und schmal, Daß Ziegen selbst der Anstieg sauer würde; Von dort erschloß sich mir ein andres Tal. |