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Freundwilligkeit, darin sich stets die Liebe, Die nach dem Rechten zielet, kund muß tun, Wie alle Unbill zeugt von sündigem Triebe, Gebot der süßen Leier Schweigen nun Und hieß die Saiten, die zu diesem Reigen Die Hand des Himmels stimmt, die heiligen, ruhn. Wie könnten frommer Bitte taub sich zeigen, Die so einträchtig alle, in Geduld, Daß ich sie bitte, nun geharrt in Schweigen? Ja, ewige Pein verdient für seine Schuld, Wer jenem Gut zuliebe, das vergehet, Sich scheidet ewiglich von solcher Huld! Wie nachts ein Flammen wohl ihr zucken sehet Am Himmel still und klar, daß vor der Helle Das Auge blinzt, das still im Schauen stehet; Als ob ein Stern aus seinen Kreisen schnelle, Nur daß da keiner, wo's entglommen war, Verlorenging, und hier verlischts zur Stelle: So schoß vom rechten Arm, wo eine Schar Von Lichtern hell erstrahlt' am Kreuzeszeichen, Zum Fuß ein Stern hernieder, leuchtend klar. Nicht fiel vom Band das Kleinod, fuhr die Speichen Entlang am Kreuz, der Flamme, deren Brand Durch Alabaster schimmert, zu vergleichen. So huldvoll eilt', als er den Sohn erkannt, Sprach unsrer Musen Fürstin wahre Worte, Anchises' Schatten her im seligen Land. »O du mein Blut! Aus Gottes Gnadenhorte Welch überströmend Heil! Wem ward wie dir Zweimal erschlossen je des Himmels Pforte?« Also die Leuchte, und so lauscht' ich ihr; Und als ich wieder dann mein Auge richte Auf meine Herrin, staunt' es dort wie hier: Ein Lächeln loht' in ihrer Augen Lichte, Daß in des Heils, in meines Himmels Grund Zu schaun ich glaubte so von Angesichte. 367 Der Geist sodann tat wieder auf den Mund, Lieblich zu hören, lieblich anzusehen, Doch tiefen Sinnes, daß ich nichts verstund. Nicht hehlt' er sich mit Fleiß: so mußt' es gehen, Weil allzu weit sein Sinnen überflogen Das Ziel für alles menschliche Verstehen. Da Liebesglut so weit entspannt den Bogen, Daß seiner Rede Flug herab sich wandte, Der Grenze zu, die unsrem Geist gezogen, Da war das erste, was mein Ohr erkannte: »Dank Dir, der Drei in Einem, Lob und Preis, Der solche Gnade meinem Samen sandte!« Und dann: »Was ich ersehnt so lang und heiß, Seit ichs im Buche las, drin nie zunichte Und nie gewandelt wird, was schwarz auf weiß, Du hasts erfüllt, nun hier in diesem Lichte, Dank ihr, die dir zum hohen Flug die Schwingen, Mein Sohn, geliehn, an dich mein Wort ich richte! Du meinst, zu mir muß dein Gedanke dringen Von Ihm, dem Ersten, wie, wenn Eins dir klar, Der Einheit Fünf und Sechs von selbst entspringen. Drum fragst du nicht nach mir und wer ich war, Warum ich dein mich mehr zu freuen scheine Als irgendwer in dieser frohen Schar. Wahr ists: die hier im Leben, Groß' und Kleine, Schaun in den Spiegel, drin, noch eh's gedacht, Sich alles Denken zeigt im Widerscheine; Doch daß, die ewigen Schauens in mir wacht, Die heilige Liebe, voll ihr Maß empfange, Die mir so süßen Sehnens Durst entfacht, Heb frei und froh die Stimme, sei nicht bange, Sag deinen Wunsch, sag dein Begehren an, Darauf die Antwort dir bereit schon lange.« Zur Herrin blickt' ich auf, die, eh's begann, Mein Wort vernahm und lächelte ein Nicken Mir zu, das Flügel meinem Wunsch gewann; Da hub ich an: »Euch, die ins Auge blicken Dem ewigen Gleichen, muß zum Gleichgewicht Wunsch und Vermögen sich im Geiste schicken. 369 Steht doch die Sonne, deren Glut und Licht Euch glüht und leuchtet, so in allen Dingen, Im Gleichmaß, daß ein Gleichnis gar gebricht. Allein dem Sterblichen sind zum Vollbringen – Ihr wisset wohl, warum – und im Verlangen Ungleich befiedert immerdar die Schwingen! Ich nun, der sterblich bin und so befangen In Zwiespalt, zoll im Herzen nur der Hand Den Dank, die mich so väterlich empfangen. Recht bitt ich dich, du lebender Demant, Der du dies teure Kleinod zierst, o sage, Daß mir der Durst gestillt, wie du genannt!« »Du Reis von meinem Stamm, des all mein Tage Ich froh geharrt, sieh deine Wurzel hier!« Er sprachs, und Antwort gab er meiner Frage: »Mein Sohn, nach dem den Sippennamen ihr Noch führt, der hundert Jahr im ersten Kreise Und mehr den Berg umkreist, war Urahn dir. Du solltest ihm nach frommer Christen Weise Mit gutem Werke dienen, dessen Frucht Ihm kürzt des Bußgangs lange Pilgerreise! Im alten Mauerring, in dessen Flucht Es Terz noch heute hört und None schlagen, Lag noch Florenz in Frieden schlicht und Zucht. Nicht Kett und Kopfschmuck trug in meinen Tagen, Nicht Schnabelschuh die Frau noch Gürtelspangen, Die stolzer anzuschaun, denn die's getragen. Nicht machte die Geburt der Tochter bangen Den Vater: Maß und Ziel für Hochzeitstag Und Mitgift war noch nicht verloren gangen; Noch gabs kein Haus, das unnütz öde lag, Noch kein Sardanapal kam auf, zu zeigen, Wie mans in Prunkgemächern treiben mag. Nicht übern Montemalo wollte steigen Eur Vogelsberglein, – überwuchs es den, Solls ihm voran sich auch zum Sturze neigen! Hornspang am Ledergurt, so sah ich gehn Bellincion Berti, ungeschminkt die Wangen, Pflegt' ihm sein Weib vom Spiegel aufzustehn; 370 Ein Nerlo, ein del Vecchio kam gegangen In blanker Schur, und ihren Frauen stand Nach Spindel nur und Kunkel das Verlangen. Wohl ihnen! Daß daheim ihr Grab sie fand, War jede sicher; einsam lag noch keine Zu Bett, weil alles zog nach Frankenland. Der Wiege wartend, wachte dir die eine, Am Schmeichellaut, mit dem sie stillt' ihr Kind, Sich freuend mit dem Vater im Vereine; Die andre, weil sie Flachs vom Rocken spinnt, Erzählte Mären von Trojanern, Sagen Von Rom und Fiesole dem Hausgesind. Cianghella, Saltarell wär unsren Tagen Ein Wunder, wie an Cincinnatus ihr Mögt und Cornelia kaum zu glauben wagen! So traut, so friedreich war das Leben hier, So treu der Bürgersinn in unsrem Bunde, So hold die Herberg, die Maria mir Auf brünstig Flehen gab, wo ich im Runde Von eurer alten Täuferkirche Christ Und Cacciaguida ward zur selben Stunde. Moront als Bruder mir geboren ist Und Eliseo, und am Po-Gestade Mein Weib, nach der genannt du selber bist. Dann folgt' ich Kaiser Konrad, dessen Gnade Mich mit dem Schwertgurt gürtend hob zu Ehren Für guten Dienst auf seinem Kriegespfade; Zog wider Heidentrotz mit seinen Heeren, Der noch, was euch gebührt, in Krallen hält, Weil eure Hirten säumig, ihm zu wehren. Durch dies Gezücht entrückt dem Trug der Welt, Um deren Lust, von ihrem Heil geschieden, So manche Seele in Verdammnis fällt, Kam ich durch Märtyrtum allhier zum Frieden.« 371 |