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Da er das Dunkel also mir gelichtet, Hat Unbill mir, die seinem Samen droht, Holde Clementia, dein Karl berichtet. Doch: »Schweig und laß die Jahre gehn!« gebot Sein warnend Wort; so sag ich nur: es endet Verdientes Weh der Schuldigen eure Not! Und schon zur Sonne hatte sich gewendet Das heilige Licht, das Kraft empfängt von ihr, Dem Gut, das jedem, was vonnöten, spendet – Weh euch, betörte Seelen! Wehe dir, Gottlos Geächte! Müßt das Herz ihr kehren Von solchem Gut und hängts an eitle Zier? – Und sieh: der Lichter nahte sich, der hehren, Ein andres, und mir seine Huld zu weihn, Bezeigt' es hell erstrahlend sein Begehren; Und stet mir zugewandt, in trautem Schein Mein Sehnen billigend zum andren Male, Hieß Beatrices Blick getrost mich sein. »Ach«, bat ich, »seliger Geist, geschwind mir zahle, Was mein Begehr: gib Zeugnis, daß in Treue In dir, was ich muß sinnen, widerstrahle!« Darauf das Licht, das mir noch fremd, das neue, Tief aus dem Innern, wie sein Sang erklungen, Fortfuhr, wie wenn des Wohltuns recht sichs freue: 343 »In eures argen Welschlands Niederungen, Die weit sich dehnen von Rialtos Sunde Zur Alp, da Piave und Brenta quellentsprungen, Entsteigt ein Hügel, nicht gar hoch, dem Grunde, Von dann ein Feuerbrand herab sich schwang, Der grausam dann gewütet in der Runde. Mit ihm aus einer Wurzel ich entsprang; Cunizza hieß ich, muß im Glanz hier schweben, Weil dieses Sternes Leuchten mich bezwang. Doch frohen Muts darf ich mir selbst vergeben, Was dieses Los mir schuf: das grämt mich nicht, Mag Wundern euer Pöbel drum erheben! Hier neben mir das teuer werte Licht Ließ, unsres Himmels Kleinod, solchen Namen Auf Erden nach, daß noch von ihm man spricht, Wenn solcher Jubeljahre fünf noch kamen. Sieh, soll der Mensch nicht strebend Sorge tragen, Daß jenes Leben neuen Lebens Samen? Nicht einer denkt daran in diesen Tagen An Etsch und Tagliamento: Buße tut Da keiner, ob er noch so hart geschlagen! Bald aber wandelt Padua in Blut Die trägen Wasser von Vicenzas Wällen, Weil wider Lehnspflicht sich empört die Brut. Und wo Cagnan und Sile Weggesellen, Da spielt den Herrn, trägt hoch sein Haupt der eine, Den sie zu fahn bereits die Netze stellen. Dann wird man hören auch, wie Feltre weine Um seines argen Hirten Schändlichkeit, So schnöd, wie Maltas Turm gebüßt noch keine! Groß müßt ein Becken sein und allzu weit, Ferraras Blut zu fassen – und die Hände Erlahmten dem, ders wöge, vor der Zeit –, Das jener edle Pfaff als Opferspende Den Seinen dar wird bringen; und hinfort Wird solche Spende Landesbrauch am Ende! Sind Spiegel droben – Throne heißt ihrs dort –, Drin Gott, den Richter, rückgestrahlt wir sehen, So magst du glauben, daß gerecht mein Wort.« 344 Hier schwieg sie still, und andren Weg zu gehen Schien mir ihr Sinnen, sah ich doch ihr Licht, So wie zuvor, im Reigen schon sich drehen. Die andre Wonne kam mir zu Gesicht, Die mir so hoch gepriesen: dem Rubinen, Dem rosigen, gleich, drin Sonnenglanz sich bricht. Zum Leuchten wird die Freude dort bei ihnen Wie uns zum Lächeln; drunten, wo durch Fehle Der Sinn getrübt, sinds auch des Schattens Mienen. »Gott siehet alles«, sprach ich, »selige Seele, Und in das Seine taucht dein Schauen ein, So, daß kein Wunsch sich regt, der dir sich hehle! Entzückt den Himmel selbst die Stimme dein Allzeit in jener heiligen Feuer Sange, Die in sechs Flügel hüllen ihren Schein, Warum denn stillt sie nicht mit ihrem Klange Mein Sehnen? Schaut ich, wie du mich, in dich, Nicht harrt' ich, bis du fragtest, gar so lange!« »Der Becken größtes«, so beschied er mich, »Darein das Weltmeer, das da kränzt die Lande, Sein Wasser strömet, dehnt ins Weite sich, Landfremde Ufer scheidend Strand von Strande, Der Sonn entgegen, bis zum Mittagsbogen Sich hob, was Saum erst war vom Himmelsrande. Sein Strand war Heim mir, zwischen Ebros Wogen Und Magras, deren Lauf die Grenze dort, Wo Genuas Mark an Tuscien rührt, gezogen. Mit Buggia sieht beinah mein Heimatort So Auf- als Niedergang zu gleicher Stunde, Die Stadt, von deren Blute raucht' ihr Port. Folco hieß mich, wem meines Namens Kunde Da drunten ward; wie ich das seine, nahm Mein Abbild auf das Sternbild dieser Runde. Denn heißer, bis zu grauem Haar ich kam, Glüht' ich, als Belus' Tochter selbst entbrannte, Krëusa und Sichäus auch zum Gram; Nicht, die für falsch Demophoon erkannte, Die Rhodopäerin; wie's nicht Alciden Entflammt, da Iole sein Herz entwandte. 345 Doch reuts uns nicht; wir lächeln drum, in Frieden! Nicht um die Sünde, die uns nicht mehr rührt: Der Vorsehung zum Preis, die's so beschieden. Wir sehn die Weisheit, die zur Zier sich kürt So innig Fühlen, sehn das Heil hier tagen, Zu dem die höhre Welt das Irdsche führt. Doch, daß erfüllt du magst von hinnen tragen, Was dieses Rund, das jetzt dir auf sich tut, An Wünschen weckt, muß ich noch mehr dir sagen: Du wüßtest gerne, was aus dieser Glut Hier neben mir so blinkt, wie auf der Welle Der Strahl der Sonne glänzt in klarer Flut? So wisse, Rahab hat in dieser Helle Den Frieden: unsrem Kreis, den sie gesellt, Prägt ihr Gebild sich ein an höchster Stelle. Der Himmel hier, darein die Spitze fällt Von eures Erdballs Schatten, tat vor allen In Christi Siegeszug ihr auf sein Zelt. Mit Fug ist solcher Lohn ihr zugefallen, Daß, Palme hehren Sieges, Hand in Hand Erstritten, jetzt sie ziert des Himmels Hallen: Zu ersten Sieges Ruhm im Heiligen Land Hat Josua sie ja das Tor erschlossen, – Dem Land, das aus dem Sinn des Papstes schwand! Heckt deine Stadt doch, dessen Saat entsprossen, Der erstlich ab von seinem Schöpfer fiel, Um dessen Neid so viele Tränen flossen, Die arge Blüte, streut zu frevlem Spiel Sie aus, die erst zum Wolf den Hirten machte Und Schafe nun und Lämmer lockt vom Ziel. Die macht, daß Evangelien keiner achte Noch Kirchenväter, daß nach Dekretalen – Am Rande sieht mans – einzig jeder trachte. Um sie nur gehts dem Papst, den Kardinalen; Nicht daß sie Nazareth im Auge hätten, Das flügelbreitend Gabriel sah strahlen. Doch Rom, der Vatikan, die heiligen Stätten, Zum Friedhof für die Heeresschar geweiht, Die, Petrus folgend, sich ins Grab ließ betten, Sie sind von solcher Unzucht bald befreit.« 346 |