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Kaum langte so beim letzten Worte an Die hochgelobte Flamme, als zu schwingen Sogleich das heilige Mühlenrad begann; Und eh's zu End die Runde konnte bringen, Schloß eines zweiten Ring den seinen ein Und stimmte Schritt zu Schritt und Sang zum Singen: Sang, der aus so holdseligen Schalmein So Musen als Sirenen all hieß weichen Wie ersten Lichts ein Strahl den Widerschein. 355 Wie zwei der Bogen im Gewölk, dem bleichen, Zu sehn, wenns Juno ihrer Magd befahl, Die, gleich gewölbt, sich auch an Farbe gleichen, Davon den äußren weckt des innren Strahl Gleich deren Worte, die, wie Nebelwehen Im Sonnenlicht, verging vor Schmachtens Qual – Vorzeichen ists, daran die Völker sehen, Daß, seit der Herr mit Noah schloß den Bund, Nie mehr in Fluten soll die Welt vergehen –, So wand sich doppelt rings um uns im Rund Der Rosen dort ein Kranz, die nie verblühen, So glich dem innern, der darüber stund. Hielt nun mit Singen und mit Flammensprühen Sotanen Reigens hohe Feier an, Da Licht um Licht in gleicher Wonne glühen, Auf einen Schlag, in eines Willens Bann, Zwei Augen gleich, die nur zugleich bewegen Im Auftun Willkür wie beim Schließen kann: Wollt' eine Stimme sich im Herzen regen Solch neuen Lichts, und wie zum Nordstern weist Die Nadel, wandt' ich mich dem Glanz entgegen. Und sie begann: »Vom andren Herzog heißt Die Liebe, die mich so verklärt, mich sagen, Mit dessen Lobe man den meinen preist. Wer einen nennt, muß nach dem andren fragen: So wie in einem Kampfe stritt das Paar, Soll beiden eines Ruhmes Sonne tagen! Ein Häuflein klein, schlich Christi Heeresschar, Die neu zu wappnen schon so teuer kommen, Träg ihrem Banner nach, in Zagen gar, Als des bedrängten Fähnleins Seiner Frommen Sich rein aus Gnaden, nicht weils dessen wert, Er, dessen Reich ohn Ende, angenommen Und, wie du hörtest, Seiner Braut beschert Der Kämpen zwei, auf deren Wort und Walten Zum Weg die Abgeirrten rückgekehrt. Wo Zephir haucht, der holde, zu entfalten Des jungen Laubes Maiengrün darein Europens Busen neu sich hüllt, der kalten; 356 Vom Schwall der Woge nicht gar weit landein, In der zuzeiten sich nach langer Reise Dem Menschenauge birgt der Sonne Schein; In hehren Schildes Hut, da wechselweise Bald obliegt und bald unterliegt der Leu, Liegt Calaroga, die sich glücklich preise! Dort wuchs der Christenlehr ein Buhle treu, Der heilige Ringer, allezeit in Minne Den Seinen hold, der Feinde Schreck und Scheu. Noch kaum geschaffen, ward sein Geist schon inne Lebendiger Kraft und ward in deren Bann Die Mutter, die ihn trug, zur Seherinne. Und als am heiligen Bronn vollzogen dann Sein Ehbund mit dem Glauben, der dem Paare Zur Mitgift wechselseitig Heil gewann, Sah, die für ihn das Ja sagt' am Altare, Die Frucht im Traume, füllend schon die Tennen, Sein und der Folger Werk, das wunderbare. Auf daß er gleich, als der er war, zu kennen, Erschien von hier ein Geist, gab ihnen ein, Nach Ihm, dem ganz er eigen, ihn zu nennen; Dominikus ward er genannt. Allein Ich heiß ihn Ackermann, erwählt von Christus, In seinem Garten Helfer ihm zu sein. Ja, Jünger war er, war gesandt von Christus, Denn was als erstes Lieben er bekannt, Dem ersten Rate galts des Herren Christus: Oftmals am Boden still und wachend fand Ihn seine Amme, gleich als wollt' er sagen: Seht, dazu bin ich in die Welt gesandt! Ja, Felix war sein Vater, sonder Fragen, Johanna seine Mutter sicherlich, Gilt, was er sagt, der Name, den sie tragen! Nicht um die Welt, um die sie heute sich Auf Susas mühn und auf Thaddäus' Pfaden: Dem wahren Brot zuliebe einziglich Ward er Gelehrter bald von hohen Graden, Nahm jenes Weinbergs Hege drauf in Pflicht, Der rasch, wenn arg der Winzer, kommt zu Schaden. 357 Am Stuhl, wo holder einst – er selber nicht, Der droben sitzt, ist aus der Art geschlagen – Man frommer Armut war, tat er Bericht: Nicht, um der nächsten Pfründe nachzufragen, Um Zehnten nicht, der Gottes Armen fällt, Nicht drei und vier von sechs sich zu erjagen: Nur um Verlaub, mit der verirrten Welt Zu streiten um die Saat, von deren Sprossen Hier zweimal zwölf um dich zum Kreis gesellt. Nun drang er, da's im heiligen Amt beschlossen, An Lehre wie an Eifer stark, voran, Dem Bergstrom gleich, der hochher sich ergossen; Und aufs Gestrüpp der Ketzerei begann Er seinen Sturm: je trotziger sie verharrten Im Widerstand, je heißer rannt' er an. Viel Bäche tränkten, ihm entströmt, den Garten Der Christenheit, drin grünend ausgeschlagen Die Bäumlein, die zuvor in Dürre starrten. War solcherart das eine Rad am Wagen Der heiligen Kirche, der im Bürgerzwist Die hart sich wehrende zum Sieg getragen, So mein' ich, daß dein Sinn nun wohl ermißt Des andren Trefflichkeit, dem Thomas eben, Eh denn ich kam, so hold gewesen ist. Doch öde liegt das Gleis und sonder Leben, Das in den Weg der Reif des Rades schnitt, Und Schimmel wächst, wo's Weinstein erst gegeben. Die Seinen, deren Fuß gradaus doch schritt In seiner Spur, sind rückwärts nun gekehret, Daß, wo die Ferse trat, die Zehe tritt; Und bald verrät die Ernte, wie verheeret Die Aussaat war, wenn heulen muß die Spreu, Daß ihr zur Scheuer wird das Tor verwehret. Wohl fände, wer da Seit um Seite neu In unsrem Buche prüft, auf mancher stehen: ›Dem altgewohnten Brauche blieb ich treu.‹ Doch zu Casal und Acquasparta drehen Und wenden sie sein Wort gar wunderlich: Der tut ihm Zwang, der will ihm gar entgehen! 358 Bonaventuras Leben, sieh, bin ich Von Bagnoregio, dem gemeines Streben Vor heiligen Amtes hohen Pflichten wich. Illuminat ist, Augustin hierneben, Der ersten zwei, die barfuß, arm, die Lende Umgürtend mit dem Strick, sich Gott ergeben; Hier Hugo von Sankt Viktor; dort am Ende Petrus Comestor, Petrus Hispanus, Des Licht da drunten strahlt ein Dutzend Bände; Hier Nathan, der Prophet, Chrysostomus, Der Hirt, Anselm, Donat auch, der gelehret, Was freier Künste Erstling wissen muß. Hraban ist hier, es strahlt, mir zugekehret, Abt Joachim, der Kalabreser dann, Dem Sehergeistes Gabe war bescheret. – Mich trieb für so erhabnen Gottesmann Zu eifern Bruder Thomas' brünstig Lieben Und seine zierbegabte Rede an, Wie's mit mir diese Bruderschaft getrieben.« |