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Den 28ten Februar 1796
Lieber Sohn!
Hir etwas von Schlosser – und bey dieser Gelegenheit kan ich dich von meinem Wohlbefinden benachrichtigen. Das ist aber auch alles was ich dir zu schreiben habe – denn wie ich im übrigen diesen Winter gelebt habe dürfte dir wohl schwerlich so Intereßant seyn um die Zeit mit Leßen zu verderben doch zum Spaß nur etwas: Frau Bethmann ist verreißt – und Ihre Töchter und ich kommen die Woche etliche mahle zu sammen auch sind noch einige gute Freunde dabey wie du gleich hören solst: was wir da treiben? wir leßen – vorige Woche lassen wir Schillers Dom Karlos! jeder bekam eine Rolle – Sophie die Königin – Herr von Schwartzkopf |: der gantz vortreflich ließt :| den Dom Karlos – Posa ich – Fürstin Eboli – die Jeni Bethmann – Domingo Herr Gerning – König Phillip Herr von Formey – Herzog Alba Eduarts Hoffmeister Herr Wagner – die kleineren Rollen vertheilten wir wieder unter uns – du kanst nicht glauben wie uns das Freude gemacht hat – künftige Woche gibts was neues – Ach! Es gibt doch viele Freuden in unseres Lieben Herr Gotts seiner Welt! Nur muß mann sich aufs suchen verstehn – sie finden sich gewiß – und das kleine ja nicht verschmähen – wie viele Freuden werden zertretten – weil die Menschen meist nur in die Höhe gucken – und was zu ihren Füßen liegt nicht achten. Das war einmahl wieder eine Brühe von Frau Aja ihrer Köcherrey. Lebe wohl! Grüße alle deine Lieben von
deiner
treuen Mutter
Goethe.