Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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382. An Goethe.

den 2ten May 1807

Lieber Sohn!

Der Todes fall von unserer Lieben Herzogin hat mich ungemein gerührt! die schönen Andencken die ich noch von Ihr habe sind mir jetzt doppelt theuer und werth – seit vielen Jahren sind wir |: wie das so im Menschlichen Leben öffters geht :| von einander abgekommen aber nie ist die freundliche Erinnerung der Vorzeit aus meinem Gedächnüß erloschen – besonders die Freuden tage im Rothen Hauß. Ich und alle die Sie kanten seegnen Ihre Asche – und Ihre Wercke folgen Ihr nach. Das feierliche Andencken an die Verewigte das du die Güte hattest mir zu schicken ist vortreflich und hat mir und allen denen denen ich es mittheilte auserordentlich gefallen – besonders der Schluß – welcher der guten Syndicus Schlosser ein Troppen Balsam in die Ihre geschlagne Wunde war – Sie hat Ihren einzigen Sohn in der Blüte des Lebens mitten im thätigen Lauf seines Berufs als Medicus und Obergirurg in Konigberg am Nerven Fieber verlohren 22 Jahr war sein kurtzes aber Musterhaftes hirseyn – Sie grüßt dich hertzlich – danck vor deine Wercke die Ihr und Ihrer Tochter viel Vergnügen gewären – daß Sie nicht selbst schreibt und danckt – wirst du Ihr gewiß unter diesen Umständen verzeihen. Fortunatus soll ehestens erscheinen – Bey dem Einkauf der Volckmährgen gäbe es einen Spaß den ich dir doch mittheilen muß: Doctor Schlosser der mein Literaischer Trippscher ist sagte dem Buchhändler – Sie bilden sich wohl nicht ein vor wen diese Bücher sind – vor den berühmten Goethe – Bewahre sagte der Mann erschrocken – Goethe wird mir die Bücher doch nicht persifliren das wäre mir ein großer Verlust! – Im Gegentheil Er hat sie sich vor sein Vergnügen gekauft – nun ärgerte den Mann doch noch daß er nicht vor dem Verkauf den Käufer gewußt hatte – so wohlfeil hätte Er sie nicht bekommen sagte er bitter böße. Meine Liebe – Brave gute Tochter grüße hertzlich und sage Ihr, daß die Bouteillien vor das einzumachende Obst erscheinen werden – Ferner, daß ich was prächtiges vor kommenden Winter zu einem Überzug über Ihren Peltz mir aus gedacht habe. Alle Freunde grüßen – das hirseyn meiner Lieben Tochter ist bey allen noch in Liebevollem Andencken besonders aber bey

Eurer treuen Mutter u großmutter Goethe.

N. S. Viele hertzliche Grüße an den Lieben Augst.


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