Autoren

∞

Werke

∞

Neu

∞

Information

∞

Shop

∞

Lesetips

∞

Textquelle

∞

Katharina Elisabetha Goethe

Briefe – Band II

254. An Goethe.

Den 17ten Decemb 1796

Lieber Sohn!

Ich freue mich sehr daß der Kasten mit dem Geräthe und der rahren Decke endlich einmahl angekommen ist – auch hoffe ich daß das Stück Tuch zu Hembten vor den lieben Augst auch glücklich durch den Postwagen zu Euch gelangt ist. Hir kommt nun noch – Eine Arche Noa es ist zum bewundern was alles drinnen enthalten ist, ich glaubte dem Augst dadurch Spaß zu machen – Auch Invanteri und Cavalleri – ferner einen Conv.-thaler – von dem Kirchen und Bürger zur Brandschatzung bey getragenen Silber – Bitte mit dem allem vorliebt zu nehmen. Die Feyertage werde mir ein großes gaudium mit Willhelm Meister machen – und ihn vom Anfang leßen – indem mann ohnmöglich den Faden der Geschickte behalte kann den in einem 1/2 Jahr verwischt sich manches – jetzt habe aber alle 4 theile vor mir – das soll mir wohl behagen den der Gang der sonderbahren Geschichte hat meine Erwartung auf höchste gespant. Der 4te theil macht hir eine erstaunliche Wirckung – und mit Schmertzen wartet jedermann auf den 5ten theil – die Hollweg – Metzler – Willmer Thurneißen sind gantz bezaubert davon – besonders Willmer – dem hat die Marianne den Kopf so verrückt, daß Er beynahe einen dumenstreich gemacht hätte – wenn ich sogerne schriebe als ich plaudre; so würde dir die Sache erzählen, das ist mir aber zu weitläuftig genung Er glaubt sich in dem Fall des Willhelms zu befinden. Jetzt Lebe wohl! der Brief muß heute in die Confect Schachtel gepackt werden – den übermorgen geht der letzte Postwagen vor Christag ab – nun muß ich diesen Mittag selbst zum Contitor um das Zuckerwerck auszusuchen habe heute sonst noch allerley zu thun. Schlißlich, grüße alles in deinem Hauße

von
deiner treuen Mutter
Goethe.