Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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322. An Goethe.

den 3ten May 1802

Lieber Sohn!

Die Taborische Handlung schickt heute mit dem Postwagen ein Kistgen an dich ab, worinnen Dinge die zum Amelemang gehören und nach dem neusten Geschmack sein sollen sich befinden – da das Hertzogliche Schloß in Weimar villeicht noch etwas dergleichen brauchen dürfte; so haben sie sich |: auf den Rath des Herrn von Wolzogen :| an dich mit ihrem Anliegen gewendet – auch ist der alte Tabor bey mir geweßen – und hat mich ersucht auch ein Wort zu ihren Gunsten anzubringen – da ich nun weiß, daß sie vortrefliche Sachen haben, auch dem Printz von Oranigen sein gantzes Schloß Mebelirt haben; so habe kein Bedencken getragen – ihnen diesen gefallen zu erzeigen. Das übrige überlaße deiner Klugheit – Ihro Durchlaucht der Erbprintz ist gar ein Lieber Herr, ich hatte die Gnade Ihn bey mir zu sehen – Gantz Franckfurth trägt sich mit der Neuigkeit daß du herkämest – wie mich das freuen würde kanst du leicht dencken – weil ich aber doch als die Hauptpersohn nichts davon weiß, so glaube ich es nicht – machtest du mir aber diese Freude; so müßte es nothwendig wißen indem diesen Sommer alle meine drey vorderen Stuben geweißt und die Schlafstube sogar mit Öhlfarbe angestrichen werden muß, sie sieht einer Wachtstube ähnlich – hätte ich nun die Freude dich bey mir zu sehen; so müßte das weißen und Ohlfarben weesen – endweder vor, oder nach deinem hirseyn geschehen. Ich verlaße mich auf deine Kentnüß von Frau Aja die unter andern Schwachheiten auch diese hat daß sie alles gerne voraus weiß damit sie ihre siebensachen ordentlich einrichten kan. So viel nur noch zur Nachricht, daß du zum längsten Ziel wenn nicht dieses Jahr |: welches ich doch immer noch so etwas hoffe :| doch gantz gewiß 1803 herkommen muß – es sind jetzt 5 Jahre das ist kein Spaß. Lebe wohl! Grüße meine Liebe Tochter, und den Lieben Augst und wenn Sie mitkommen wollen; so bestelle ich wieder ein Logie im Schwanen. Noch einmahl Lebt wohl!

Dieses ist der erste und beste Wunsch
Eurer
treuen Mutter Goethe.


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