Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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372. An Goethe.

den 3ten Juni 1806

Lieber Sohn!

Dein Lieber Brief hat mir sehr großes Vergnügen gemacht du hast gar nicht nöthig dich wegen der abschlägigen Antwort zu entschuldigen – du hast überaus wohlgethan – mir kanst du es deßwegen nicht übel deuten – daß ich anfragte, weil ich von allen deinen sehr guten Gründen nicht das geringste wißen konte – diese Sache ist also abgethan – und keine ähnliche soll dich je wieder behelligen – auch soll keine Seele kein Wort davon erfahren und damit Basta! Der Commedien Teufel ist wieder in einen Jungen Burschen – einen Enckel des ehemahl berühmten Öhlmängen Handelsmanns Streng gefahren – und die Kerls wollen immer ihre erste Ausflucht nach Weimar nehmen – ich werde ihm also gantz kurtz sagen laßen, ich wüßte daß du der jungen Leute so viel hättest daß du niemand mehr brauchen könstest – und das ist keine Lüge – denn Augst hat mir ja auf deinen Befehl vor ohngefähr einem Jahr das nehmliche geschrieben. Doch bin ich froh über dieße Geschichte, den ohne sie hätte ich doch so keinen kern und kraftvollen Brief von dir erhalten – und das immer Lebens kraft und Öhl in mein 75järiges Leben – Gott seegne dich davor Amen! Unsere Umstände weiß du aus den Zeitungen – es wäre mir langweilig etwas davon zu sagen. Ich glaube an Gott! und der ist doch größer als alle Monarchen der Erde – und Sie dürfen nicht ein Haar weiter gehn – als Er es haben will – und in diesem Glauben bin ich ruhig – und geniße jeden frohen Tag. Lebe wohl! Grüße meine Liebe Tochter – den lieben Augst und behalte Lieb

Eure treue Mutter Goethe.

N. S. braucht Ihr dann in diesem Jahr keinen Türckischen weitzen?


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