Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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398. An August von Goethe.

den 28ten Mertz 1808

Lieber Augst!

Werthgeschätzer Herr Enckel!

Ich schreibe dir gleich mit umlaufender Post – damit du erfährts wie es mit dir gehalten werden soll – du Logiers bey keinem Menschen als bey mir – dein Stübgen ist vor dich zubereitet – das wäre mir eine saubre Wirthschaft meinen Lieben Augst nicht bey mir zu haben – Incomodiren solst du mich nicht – dein Vater hat ja sein Wesen drinnen gehabt – deine Mutter ebenfals – und du ditto vor zwey Jahren – Wir wollen recht vergnügt seyn – ich freue mich drauf – daß nicht viel Raum in der Herberge ist das wüst Ihr ja von je – wir loben doch die Christel und die Salome. Auf deine Herkunft freuen sich hertzinniglich Betina – Stocks – Schlossers – und noch viele andre brave Menschenkinder – die Großmutter ist auch diesen Winter gantz Alegro – sie steckt aber auch wegen ihrem Todtfeind dem Nord Ost wie in einer Baumwollenen Schachtel – ist den gantzen Winter nicht ins Comedien spiel gegannen – bey gute Freunde desto mehr – aber in Peltz gehült von oben an biß unten aus – und wenn es so fortgeht so triefts du mich gesünder an als deine Liebe Mutter mich vorm Jahr gesehen hat – da war ich an Leib und Seele sehr Contrackt und gähnte die Leute an im Tackt. Wenn ich so gerne schriebe als schwätzte; so soltet Ihr Wunder hören – dieses Glück soll dir beschieden seyn – freue dich einstweilen drauf – Wir haben auch jetzt ein Museum – da steht deines Vaters Büste neben unserm Fürsten Primas seiner – der Ehren Platz zur Lincken ist noch nicht besetzt, es soll von Rechts wegen ein Franckfurther seyn ja könt eine weile warten – bey so einer Occasion oder Gelegenheit fält mir immer das herrliche Epigram von Kästner ein Ihr Fürsten – Graffen – und Prelaten – auch Herrn und Städte ins gemein – vor 20 Spesies Ducaten – denck doch!!! soll einer Goethe seyn. Grüße deinen Lieben Vater! ditto Mutter. Vivat die erste Woche im Aprill. Behaltet mich lieb

Goethe.


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