Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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389. An Christiane von Goethe.

den 17ten Augst 1807

Liebe Tochter!

Gott seegne meinen Lieben Sohn vor die Freude die Er mir an dem heutigen Tag gemacht hat!!! Herr Stadel brachte mir einen Brief vom 20ten Julius von Carls baad – dieser Brave Mann, erzählte mir so viel gutes und schönes von meinem Sohn – von seiner Gesundheit, gutem Aussehn daß ich mich von Hertzen freute – und Gott Lob und Danck sagte, auch das Carls baad von gantzer Seele liebgewan – Aber die Ließel!! die war vor Freude halb närisch wegen denen vortreflichen Spitzen – danck Tausenden mahl und wünscht nur Gelegenheit zu haben ihren Danck recht aus brechen und aus laßen zu können – dazu könte sie kommen, sagte ich, wenn nehmlich jemand von Weimar – Sohn, Tochter – Enckel hieher kämen – dann solle sie recht thätig seyn, und alle ihre Kräfte zur guten Bewirthung anwenden – welches sie dann auch nicht ermanglen wird – es ist wahr, die Spitzen sind vortreflich – Haben Sie die Güte, und dancken meinem Sohn in meinem und in der Ließel nahmen. Da Herr Stadel noch eine Thur hie und dahin machte; so brachte Er mir am 16ten Augst erst meines Sohnes Brief – mein Sohn erinnert mich an das Spaa Wasser, das nun schon lange bey Euch ist – Gott! Seegne die Nacheur! Jetzt ein Wort mit Ihnen Liebe Tochter! Ihr letzter Brief aus Lauchstätt hat mir gar nicht behagt, Sie schreiben daß seit der Zeit Ihrer Abreiße von hir ein immerwährender Catar Sie incomodire, machen Sie mit Husten und Catar keinen Spaß – ich habe Doctor Melbert gefragt – Er hoft die warme Witterung soll alles wieder gut machen – wenn die Wärme die Genesung vor Ihr übel ist; so müßen Sie Radicaliter Curirt seyn – denn seit 1748 habe ich so keinen anhaltenten Sonnenschein; so keine Hitze zum Ersticken erlebt wie dieses Jahr. Noch einmahl machen Sie keinen Spaß – Schreiben Sie mir so bald Sie wieder in Weimar sind – ehrlich – redlich und aufrichtig Ihr befinden – der Husten muß weg – ehnder habe ich keine Ruhe – ein großer Artz den nahmen habe ich vergeßen sagt: Es starben mehr Menschen am Cathar als an der Pest – folgen Sie mir, fragen Sie Ihren Artz um Rath und geben mir Nachricht von Ihrem Wohlbefinden – das wird mir einen Freudenreichen Tag machen – ich glaube noch imer die Verkältung in dem verwünschten Willhelms baad – war Schuld – Nun wenn Ihr meine Lieben wiederum beysamen seid; so hoffe ich gute Nachrichten von Euch zu hören das gebe Gott Amen. Jetzt noch ein paar Worte von der Ließel – sie hat mich sehr gebethen ihren Unerthänigen Respeckt an die Frau Geheimde Räthin – und den besten Gruß an Jungfer Caroli[n]gen mit Bitte sich ihrer zuweilen zu erinnern, und sie lieb und in gutem Andencken zu behalten. Leben Sie wohl! Liebe Tochter! Beklücken mich bald mit guten Nachrichten – grüßen den Lieben Augst und glauben, daß ich bin und seyn werde

Meinen Lieben treue Mutter Goethe.


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