Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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308. An Goethe.

den 20ten Mertz 1801

Lieber Sohn!

Der erste Gedancke nach deiner Geneßung war dir eine kleine Freude zu machen und dir ein Presendt überschicken, allein ich wußte eigendtlich nicht wie ich es anstellen solte, denn im May müßen wir wieder Kriegsteuer geben auch noch andre Dinge die mich Incomodirten doch trüge ich diese Sache Tag und Nacht mit mir herum, spante alle Seegel meines Gehirns an, um dir Freude zu machen: endlich fiehl mir etwas thuliches ein – Ich verspreche dir also Ende May, oder Anfangs Juni 1000 f sage Tausend gulden im 24 f fuß – so bald ich sie habe solt du das weitre erfahren – Jetzt noch eins – Ich habe dich bey der Kriegs Deputation vor 10 000 f angegeben – sind deine Besitztümer mehr werth, so muß ich es wißen – damit ich mich mit der Contriboution auch mit der Schatzung darnach richten kan – denn übers Jahr soll Abrechnung gehalten werden – da möchte ich nun nicht gern auf einem fahlen Pferde erfunden werden. Gott Lob und Danck! daß mir in meinem 70 Jahre alle diese Unahnnehmlichkeiten meinen guten Houmor nicht verdrängen können. Die Aufträge von meiner Lieben Tochter sollen diese Meße auch aufs beste besorgt werden. Laßen wir nun alle Kriegs steuern – und sonstige Quelereyen im Rücken – erhalten unsere gute Laune und erzählen daß das gerüchte geht als ob Herr Ifland diese Meße zu uns käme – der soll uns was vortragiren!! es sind jetzt 16 Jahre da ich Ihn in seinem Lüster gesehnen habe – die letzte Krönung war Er auch hir – da war es aber als ob ein bößer Geist in Ihn gefahren wäre; so kalt und Seelenloß hat er gespielt – in der Rolle des Hoffraths Reinhard lief mir der kalte Schweiß dem Rücken herunter – nein so was war unerhört. Heute habe ich noch allerley zu tribschen bald ein mehreres. Grüße meine Liebe Tochter und den Lieben Augst dancke Ihnen beyden vor Ihre Lieben Briefe auch vor die überschickten Bücher – Ich bin wie immer

Euer aller
treue Mutter
Goethe.


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