Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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266. An Goethe.

Den 4ten December 1797

Lieber Sohn!

Das erste ist, daß ich dir dancke daß du diesen Sommer etliche Wochen mir geschenckt hast – wo ich mich an deinem Umgang so herrlich geweidet – und an deinem so auserordentlichen guten an und Aussehen ergötzt habe! Ferner daß du mich deine Lieben hast kennen lernen worüber ich auch sehr vergnügt war, Gott erhalte Euch alle eben so wie bißher – und Ihm soll dafor Lob und Danck gebracht werden Amen. Daß du auf der Rückreiße mich nicht wieder besucht hast that mir in einem Betracht leid – daß ich dich aber lieber den Frühling oder Sommer bey mir habe ist auch wahr – denn bey jemand anders als bey mir zu wohnen – das ertrüg ich nicht – und bey schöner Jahres Zeit ist auch Raum genung vorhanden – mit entzücken erinnre ich mich wie wir so hübsch nahe beysammen waren – und unser Weßen so miteinander hatten – wenn du also wieder kommst wollen wirs eben wieder so treiben nicht wahr? Deine zurück gebliebene Sachen würden schon ihren Rückmarsch angetretten haben, wenn ich nicht die Gelegenheit hätte benutzen wollen – ein Christkindlein zu gleich mitzuschicken – packe also den Kasten alleine aus damit weder Freundin noch Kind vor der Zeit nichts zu sehen bekommen den Confect schicke wie nathürlich erst in der Christwoche nach. Solte das was ich vor meine Liebe Tochter gewählt habe nicht gefallen – indem ich unsere Verabredung bey deinem Hirseyn gantz vergeßen habe; so schicke es nur wieder her und ich suche etwas anders aus – mir hat es sehr wohl behagt – aber daraus folgt nicht daß es derjenigen vor die es bestimmt ist auch gefallen muß – heute wird noch vor den lieben Augst allerley zusammen getribst – und ich hoffe, daß künftigen Freytag den 7 dieses die Raritäten auf den Postwagen gethan werden können – wenigstens will ich mein möglichstes thun – Was Herrman und Dorothea hir vor große Wirckung verursacht hat – davon habe schon etwas an meine Liebe Tochter geschrieben – Hufnagel ist so gantz davon belebt daß Er bey Copulationen und wo es nur möglich ist gebrauch davon macht – zur Probe dienet innliegendes – Er behauptet so hättest du noch gar nichts geschrieben. Vor die vortreflichen Taschenbücher dancke hertzlich – in und auswendig sind sie zum küßen – Hufnagel hält alle die es nicht haben oder es nicht als ein Handbuch im Sack beysich tragen – vor Hottentoten – die Elisa Bethmann mußte in seiner Gegenwart sogleich eins von den theuresten Exemplaren kaufen u. s. w. Vor den Frieden sey Gott Tausendmahl gedanckt! Wenn das wieder loßgegangen wäre – was wäre aus unserer guten Stadt geworden!!! Jetzt prepariren wir uns auf das Friedens fest – unser vortreflicher Theater Mahler mahlt Decorationen dazu – der Singsang ist auch fertig – Paucken und Trompeten sind auch bey der Hand – das wird ein Jubel werden – an der Hauptwache wird er ausposaunt! alle meine Freunde wollen aus meinen Fenstern den Jubel mit ansehn auf so viele Angst verdient mann doch wieder einmahl einen fröhligen Tag zu haben. Seit dem du weg bist hat unser geschickter Mahler 3 neue Decorationen gemacht – ein sehr schönes Zimmer – eine Stube vor arme Leuthe die gantz vortreflich ist – und einen Garten der zum erstenmahl im Don Juan sich presentirt hat – alles mit großem Ablaudisement. Ich schicke dir auch alle Comedien Zettel mit, über die eingeführten kleinen wirst du lachen – solte mann glauben daß das eine Ersparnüß jährlich von 700 f ist! Dein Looß ist mit 50 f heraus gekommen 5 wurden abgezogen vor die übrigen 45 f habe wieder ein neues zur 13 ten Lotheri genomen – 728 ist die No: Das wäre so ohngefähr alles vor dißmahl. Lebe wohl! Behalte mich in gutem Andencken – Grüße deine Lieben von

deiner treuen Mutter Goethe.


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