Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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260. An Goethe.

den 17ten Juni 1797

Lieber Sohn!

Hier kommt die acte in aller Form zurück. Zwey Senatoren haben sie unterzeichnet – und besiegelt – deßgleichen auch ein Herr Notarius – aufgehalten habe ich die Sache auch nicht denn den 15ten erhielte ich sie und heute beym Abgang haben wir den 17 ten warum sie aber 8 Tage unterwegs war denn den 9 ten ist dein mitgekommender Brief von Jena datirt und den 15 ten erhielte ich sie erst – das hat nun weiter nichts zu bedeuten – es soll nur beweißen, daß ich nicht saumselig geweßen bin dir ein ruhiges Gemütht zu verschaffen. Gerning hat mir meine Freude dich einmahl wiederzusehen in etwas getrübt – es könte seyn sagte Er, daß du zu Ihm nach Ausburg kämest und dann reißet Ihr miteinander – ich will dir in keine Wege deinen Plann verrücken oder gar hinderlich seyn – du mußt wißen was dir am zuträglichsten ist – nur eins bitte ich in diesem Fall mir von dir aus nehmlich eine Adreße wo ich in deiner Abweßenheit meine etwaige zu schreibende Briefe hinschicken soll – denn es können ja Fälle vorkommen, daß ich nach Weimar schreiben müßte – auch eine ditto vor Italien – Ich verwundre mich nur daß du in das vor jetzt noch so unruhige Land reißen wilsts – das muß du nun freylich alles beßer verstehen wie ich – es ist nur so eine kleine Mütterliche Sorge die villeicht sehr unnützt ist – aber villeicht kommt du doch noch erst hieher – und hörsts das geplauder von Frau Aja denn darinn ist sie immer noch sehr starck – siehts meine kleine aber hübsche Wohnung u. s. w. Auf das Werck worinnen eine Frau Aja vorkommen soll freue ich mich sehr – so wie über alles was von dir kommt. Noch eins! Hetzler hat die Acte geleßen und findet sie bündig und gut. Lebe wohl! Grüße alle deine Lieben – und laße mich bald gute Nachrichten von dir hören dießes wird von Hertzen freuen

deine treue Mutter Goethe.

N. S. Hier kommt der Nahme eines jungen Mannes der künftige Herbstmeße nach Jena gehen wird um dort Jura zu studiren – sein Vater ein nicht reicher Mann hat mich sehr gebeten – seinen Sohn dir zu empfehlen und um die stelle an einem Freytisch gantz gehorsambst zu bitten – kanst du vor deiner Abreiße dieses gute Werck thun – so thue es so was bringt allemahl Seegen – und da du doch auf alle Fälle noch an mich schreiben mußt; so sage mir nur mit wenig worten was ich den guten Leuten antworten soll.


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