Katharina Elisabetha Goethe
Briefe – Band II
Katharina Elisabetha Goethe

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384. An Christiane von Goethe.

den 19ten May 1807

Liebe Tochter!

Ich thue durch gegenwärtiges eine kleine Bitte an Ihnen: Demoiselle Polecks von Langensaltza eine Nichte des Geheimdten Raths Schmidt kommt mit Ihrem Bräutigam zum Besuch nach Weimar – nun ist diese Demoiselle eine Schwester Tochter von meinem sehr guten Freund Nicolaus Schmidt – diese will nun Ihre, nicht sowohl meines Sohnes sondern wie gesagt Ihre Bekandtschaft machen – nun weiß ich zwar gar wohl, daß Sie Liebe Tochter die Freundlich und Geselligkeit selbst sind – aber ich bin überzeugt – daß Sie es in doppeltem grade sind, wenn ich Ihnen darum ersuche – nehmen Sie demnach ihren Besuch gütig an, erzählen ihr, wie ihr Franckfurther Onckel Nicolaus Schmidt ein sehr guter Freund von mir wäre – wie ich immer mit Loben von ihm spreche u.d.m. Das ist alles was ich mir von Ihnen Liebe Tochter erbitte. Hirbey kommt ein Briefelein von der kleinen Brentano – hiraus ist zu sehen daß Sie noch in frembten Landen sich herum treibt – auch beweißen die Ausdrücke ihres Schreibens – mehr wie ein Alvabeth wie es ihr bey Euch gefallen hat – auf ihre Mündliche Relation verlangt mich erstaunlich – wenn sie nur die allerkürtze Zeit bey Euch war; so weiß ich zuverläßig daß kein ander Wort von ihr zu hören ist als von Goethe – Alles was Er geschrieben hat, jede Zeile ist ihr ein Meister werck – besonders Egmont – dagegen sind alle Trauerspiele die je geschrieben worden – nichts – gar nichts – weil sie nun freylich viele Eigenheiten hat; so beurteilt man sie wie das gantz nathürlich ist gantz falsch – sie hat hir im eigentlichen Verstand niemand wie mich – alle Tage die an Himmel kommen ist sie bey mir das ist ihre beynahe einzige Freude – da muß ich ihr nun erzählen – von meinem Sohn – als dann Mährgen – da behaubtete sie denn; so erzähle kein Mensch u.s.w. Auch macht sie mir von Zeit zu Zeit kleine Geschencke – läßt mir zum Heiligen Christ bescheren – am ersten Pfingstfest schickte sie mir mit der Post 2 Schachtelen – mit 2 Süperben Blumen auf Hauben so wie ich sie trage – und eine prachtige porzelänerne Schocolade Taße weiß und gold. Jetzt einen großen Sprung von Betinen zu den gläßern Obst flaschen – die kommen auf anrathen von Herrn Nicolaus Schmidt ohn Franckkirt – bezahlt ich die Fracht – welches sonst bey mir immer gewohnlich ist; so mögte es gehen wie es einmahl mit dem Kistegen gegangen ist – das &frac12; Jahr in der Ire herum fuhr – weil es bezahlt – und der Fuhrmann deßhalb auf den Fracht brief nicht achtete und ihn verlohr. Gott befohlen! Grüßen Sie Mann u Sohn von

Ihrer treuen Mutter Goethe.


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