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Katharina Elisabetha Goethe

Briefe – Band II

392. An Goethe.

Dinstags d 27ten Ottober 1807

Lieber Sohn!

Samstags d 24 October ist Fuhrmann Orbel mit den 30 Flaschen Spaa Wasser nach Weimar abgegangen du erhälts sie franck und frey – die Fracht ist bezahlt. Gott! Laße die Nach Cur ferner gesegnet seyn – du darft nur schreiben wenn du in Zukunft es benöthigt bist. Seit dem 24ten dieses haben wir hir ein prächtiges Schauspiel. Die Kayerlichen Garden gehen hirdurch nach Maintz in ihr Vaterland – d 24ten kamen 1821 Jäger zu Fuß – vorgestern 1767 Grenadir zu Fuß – Gestern hielten sie Revue auf dem Roßmarck – heute kommen 2372 Füselirer Mittwoch 1091 Jäger zu Pferd – Donnerstag 657 Dragoner – und den 31ten 1051 Grenadir zu Pferde – Nein so was hat die Welt noch nie gesehn – alle wie aus einem Glas schranck kein schmützgen – kein Fleckgen – und die Prächdigte Musick – mir gehts wie dem Hund in der Fabel – abwehren kans ichs nicht – zerzaußen mag ich mich nicht laßen – gerade wie der Hund, ich – Eße mit. Das ist verdollmescht – Ich freue mich des Lebens weil noch das Lämpchen glüht – suche keine Dornen – hasche die kleinen Freuden – sind die Thüren niedrig so bücke ich mich – kan ich den Stein aus dem Wege thun so thue ich – ist er zu schwer, so gehe ich um ihn herum – und so finde ich alle Tage etwas das mich freut – und der Schluß stein – der glaube an Gott! der macht mein Hertz froh und mein Angesicht fröhlich – ich weiß daß es mir und den Meinen gut geht – und daß die Blätter nicht einmahl verwelcken, geschweige der Stamm. Heute ist uns starcke Einquartirung angekündigt worden, die oben genanden 2372 Mann – Sie sollen bey mir mit Schweinenbraten gelalirt werden u.s.w. Herr von Gerning läßt sich dir bestens empfehlen – und du wirst von Ihm gedörses Obst erhalten – die Kastanien sind noch nicht gut es sind mir aber sehr schöne versprochen – da solt Ihr Euren theil wohl erhalten. Heute wie gesagt gehts bunt bey uns zu der Brief muß also fertig seyn ehe die Gäste kommen – ich muß mich auftacklen um am Fenster den Wirrwar zu besehen. Lebt wohl! Grüße deine Lieben von Eurer

treuen Mutter u großmutter Goethe.