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den 5ten Juni 1797
Lieber Sohn!
Alles was ich vermag um dich ruhig und zufrieden zu machen will ich von gantzem Hertzen gerne thun – ohngeachtet ich gantz gewiß weiß, daß Gott mich deinen – ich kan das Wort nicht schreiben – nicht erleben läßt; so will ich doch auf deine Erbschaft Verzicht und überhaubt alles thun was dir Vergnügen machen kan – damit du ruhig und ohne Kummer die Reiße antretten – und noch 40 Jahre theils in Italien theils in Weimar des Lebens genüßen kanst und solts – Auf dein herkommen freue ich mich hertzinniglich! Bitte dich aber nur um das einzige daß ich es 8 Tage vorher gewiß weiß – auch ob du einen oder zwey Bedienung mitbringst – denn was ich dir damahls |:als du kommen wolstest aber nicht kamst:| schriebe gielt auch vor jetzt – nehmlich daß ich eine Stube vor deine Leute von meinem Haußwirth borgen muß – meine Wohnung ist der Lage nach einzig in ihrer art – nur so viel platz wie ehemahls im alten Hauß habe ich freylich nicht – davor bin ich aber auch aller Haussorgen quit und loß. Die Briefe habe sogleich besorgt. Ich zweifle nicht daß du dein Vorhaben die deinigen auf alle Fälle zu versorgen recht kräftig ins Werck richten wirst – solte es aber villeicht räthlich sein um mehrer sicherheit willen auch hir jemandt um Rath zu fragen von deßen Verschwiegenheit mann versichert wäre; so darfst du mir nur den Auftrag geben und auch das soll befolgt werden.
Heute ist mirs nicht mehr schreiberlich drum Lebe wohl! Grüße alle deine Lieben – besonders meinen kleinen Correßpondtenten und ich werde ihm auch bald wieder schreiben. Gott befohlen.
Deine treue Mutter Goethe.
N. S. Aus Thurneißens briefgen kanst du ersehen wie sie es hir mit der Oper halten wollen.