Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Der Weber vo' Wallgau.

1.
                Es lockt der Teufi auf der Welt,
Er treibts bald so, bald so,
Und wer a'm rechtn Weg nit bleibt
Und wann er si' aa' nit verschreibt,
In's Unglück bringt er'n do'.

In Wallgau is a' Weber g'west,
Hat woltern 'was d'ermacht,
Is 's Schiffei g'flogn hi' und her,
Der Fadn g'sprunga kreuz und queer
Vo' Morgets bis in d' Nacht.

Da schaugt amal bei'n Fenster 'rei'
A' wilder schwarzer G'sell,
    »Den rechtn Fadn richtst nit o'
    »Nimm Messingdrath, bist besser dro'
    »Und Wildprat-Schlingen stell'.

    »Was sollst di' plagn wier a' Narr,
    »Was rackerst di' so 'zamm,
    »Da drentn steig' in Grasberg 'nei'
    »Und weber' dir brav Gambsn ei',
    »Na' ko'st es lusti' hamm.«

Hat's gsagt und furtgwest is er aa' –
Der oa' laßt 's Schiffei falln,
»Es ist scho' wahr, dort in die Wand'
»Da kunnt' was geh', daß's koana kennt,
»Und thaat si' d' Müh' scho' zahln.«

Und wo ma's in Oelgrabn hoaßt,
Da steigt der Weber 'nei',
Dort is vo' Gambs a' guater Stand
Und wechsln durch a' hochi Wand,
Dort richt't er d' Schlingen fei'.

'S Wei' hat wohl sorgli' gfragt »was geit's,
»Was hast dahoamt koan' Ruh?«
    »»Sey staad, in Grasberg drent is Gold,
    »»Dees suach' i' und wann's ebba wollt',
    »»So hätt' ma' z'lebn gnua.««

»Du suachst koa' Gold in' Grasberg drent,
»Du hast 'was anders für« –
    »»So suach i' Silber, ebba Blei,
    »»Nit Alles z'wissn braucht a' Wei',
    »»Laß n o' mei' Suacha mir.«

A' Zeit'l drauf, spat in der Nacht,
Da kimmt der Weber z' Haus,
Kimmt von an' wildn Felsnloch
Und aus'n Rucksack schaugn hoch
Zwoa schwarzi Krickln 'raus.

»Kent o' an' Spo', schau was i' bring,
»Frisch Weibets freu di' mit!«
    »»A' Gambs?! Ja Gottsnam, wildern gar,
    »»I' bitt' di' sag' es is nit wahr,
    »»Mir graust, no' dees thua nit!

»Decht thuar i's, 's is koa' dummer g'west,
»Der mar's verrathn hat –
    »»Na, na, nit trau, du werst es segn,
    »»Es werd dir gwiß an' Unglück g'schegn,
    »»O bhüt' uns Gottes Gnad.««

Da hat's vor'n Fenster höhnisch g'lacht,
Und fahrn zamm die zwee',
»Was is's da?« – schaugt der Weber 'naus –
»Dees is der Wind, is Niem'd um's Haus
»Alls hell, der Mond scheint schö'.«

    »»Na' Weber dees is nit der Wind,
    »»Is ja a' stille Nacht,
    »»Der bösi Feind geht frua und spat
    »»Und laßt nit aus bis er di' hat,
    »»Er is's der di' verlacht.««

»Dei' böser Feind, der scheert mi' nit –«
Und was ihm 's Wei' aa' sagt,
Der Weber schleicht in' Grasberg hi',
Hat nix als seine Gambs in' Si'
Und allwei' mehra g'wagt.

Sei' Fanga tragt ihm hübsch a' Geld
Und aber nix d' erkleckt,
Hat's All's mit schlechti Leut vertho',
Desselbi richt't der Teufi scho',
Wann der dahintersteckt.

Wohl' diewei'n, wann er d' Fihrtn g'suacht,
Als hätt' er 'was verlorn
Und sicht die Almrosn steh'
Und Enzian und Rautn schö',
So is ihm seltsam 'worn,

Hat' denkt an manches Hochzetstuck
In dees er Bloamen g'webt,
Und wier er selm so redli' g'haust,
Und jetz' – und hat ihm nacha 'graust
Daß er als Wildrer lebt.

Und wir an' diem a' Sunnastrahl
Durch's Gwölk a' Wegl find't,
So hat's 'n g'mahnt »thua wieder guat«
Und hat ihm woltern g'rieglt 's Bluat
Vontwegn Weib und Kind.

Na' hat er aber wieder 'denkt
An seini schlechtn G'selln
Und is ihm kemma glei' der Zorn
Thaat's hoaßn, er hätt d' Schneid' verlorn,
D'rum ließ er 's Schlinge'stelln.

Und allwei' wilder hat er g'sagt
»Is's do' von' Teufi g'richt't.
Wie daß i' fang' und Schlingen draah',
So werd er mer scho' helfen aa'
Wann just an' Unglück g'schicht.«

 
2.
Zwoa Jaaga sitzn auf der Wand,
Sie passn scho' drei Täg'
»Und schlieft der Lump dees Gaangl 'nei,
»So muaß er aa' gwiß unser sey',
»Geht ninderscht 'naus a' Weg.«

A'm Steig'l d'rinn, am höchstn Ort
Da steht a' Mehlbeerbaam,
A' Schlinga dortn abalangt
Da hat si' d'rinn a' Gambsbock g'fangt,
Vo' draußt d' ersicht ma's kaam.

Jetz' steigt durch d' Laatschn oaner 'raus,
Der Weber, birscht und schleicht,
Und wie'r er kimmt an selln Gang,
So bleibt er steh' und bsinnt si' lang,
Ha? fürcht' er ihm vielleicht?

Und eiskalt waaht's von' Grabn 'rauf'
Und kimmt die Jaaga für
Als höretn s' »Geh 'nei, geh 'nei'«
Und wieder nacha »Geh' nit 'nei',«
Hat ihna g'ruslt schier.

Jetz' steigt der Wildrer auf an' Stoa',
Da kon er weiter segn
Und sicht den Bock, na' geht er keck
In's Gaangl 'nei' zu'n schieche' Fleck –
Jetz' is's um d' Freiheit g'schegn.

Denn d' Jaaga springa für an's Eck
Und schrei'n ihm »'raus da, 'raus
»Und gieb di' g'fanga, nutzt di' nix,
»Sunst hilft dir aba no' a' Bix
»Und blast dir 's Liachtl aus!«

Drauf hörn s' n fluacha drinn in' Grabn
Und zischt 'was, saust und klingt,
»Da schau, die groß' Wand packt er o',
»Hilft ihm der Teufi, bal' er's ko'
»Und wann er durchi springt!«

Er springt nit durchi, sichst 'n fliegn
Mit Stoa' und Staab habaus,
A' Stroach, a' Pumpser z' tiefest d'runt,
O Weber, g'schlagn hat dei' Stund, –
'Is nimmer kemma z' Haus,

Is kloa d' erfalln d'runtn g'legn
Schier hat mar'n nimmer kennt,
Weitum d' erspritzt die Stoaner roth –
Ma' hoaßts no' heunt bei'n Weber-Tod
A'm Platz, wo'r er verendt. –

So gehts wann oa's 'n Teufi traut
Und allzeit gehts a so
Und wer a'm rechtn Weg nit bleibt
Und wann er si' aa' nit verschreibt,
In's Unglück bringt er 'n do'.


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