Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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(Der Heuretsstoa')

V. Wie die Jaga von Bartlmä auf d' Wildschützn ganga san und was der Mankeifranz a'gstift' hat

                  Unt' z' Bartlmä, da san in Gschlößl
Gar friedli' bei ananda g'hockt
Der Leitner und sei' Suh' und 's Wei',
Der Mankeifranz und d' Dirn dabei.

Die Weiber habn fleißi gspunna,
Die oan'n vo' der Jagd verzählt,
Und d' Red' is gwest, es waar a Bär
Gsegn wor'n auf'n stoanern Meer.

Dem muß' ma z' Gfalln geh', sagt der Förster,
I' woaß an' Platz, recht für a' Gruab,
Is, wie s' es liebn, a' stiller Ort,
Und gar a' guata Wechsl dort.

Und na' verzählt er, wie sei' Vater
An etli' Bärn g'fanget und kriegt,
Und wie er kemma oft dazua
Mi'n Vatern, no' als Jagabua.

Na' is auf morgen austhoalt wor'n,
Der Sepp, der geht in Oachakopf,
Er woaß's, und in der Kaunerwand
Da schaugt der Franz drent umanand.

Und i', i' wer' in Burgstall birschn,
Dees Teufisviech, die Adler dort
Und Geyer hamm von n' kloan'n Schlag
Zwoa Gambskitz furt bei'n hell'n Tag.

Und wie s' so redn, is d' Hausthür ganga,
Und bellt der Daxl, no'? wer kimmt?
Schau 's Buacha-Miedei, – »Gott sey's Dank,«
Sagt die, und sinkt na' auf a' Bank.

Der Sepp springt auf: »Was is denn g'schegn?
Thäats Essi' her, sie rührt si' nit,
Was is's denn, schaugts der armi Narr,
Wie s' bloach is, – »»meinoad es is wahr.««

Und d' Muatta bringt daher an' Essi',
Derwei' is 's Diendl wieder worn,
Und wie s' All' 'rumstehn, hat s' verzählt,
Was für a' Fall'n 'n Seppn g'stellt.

Und hat 'n bitt't, gel' gehst nit aufi,
Du bist verlor'n meiner Seel, –
Da stampft der Alti mit 'n Fuaß,
»Schau, was ma' no' d'erlebn muaß.«

»»Wißt's was, sagt hitzi' d'rauf der Seppi,
»»Heunt Nacht no' kemm' mehr ihna für!
»»Die fang' ma, Vater, will Enk sagn,
»»Es is a' Leichts, braucht gar nit fragn,

»»'Steigt oana 'nauf dort rechts in Grabn,
»»Und daß er über d' Schützn kimmt,
»»Und zwoa herunt', die steigen o',
»»So kemma s' nimmermehr davo'.««

»Versteh', sagt d'rauf der alti Leitner,
»Du Franz, – du steigst zum passn 'nauf,
»Und kemma' s', laß s' in Grabn 'nei
»Und muaßt wohl staad und ruhi' sey'.

»Wann s' nacha drinn' san, na' laß' Stoana
»Drauf ra' und schrei' und thua an' Schuß,
»Na' müßn s' aba, uns in d' Händ',
»Ko' koaner außi aus'n Gwänd.«

Da sagt d'erschrocka die alt' Muatta:
Geh' wagts enk nit, der Franz bal' schießt,
Na is's scho' gnua, die denka dro',
Und stell'n si' so wohl nimmer o',

Und 's Miedei aa': Wagt's do' nit 's Lebn,
Es san zwoa Loda, woltern stark,
Und gwiß is's, schau, sie bleib'n weg,
I' moa', es langet scho' der Schreck'.

»Nix da! hamm nacha d' Jaga g'scholtn,
»Die müß' ma hamm, geht's wie d'er will,«
Und is no All's g'nau ausg'macht worn,
Der Alt' hat ghabt 'n größtn Zorn.

Und 's Miedei thuat der Seppi tröstn,
O mei'! den Diendl is 'worn so bang,
Von oana G'fahr jetz' waar' er frei,
Und in' an' andri geht's auf's neu.

Was willst da macha? d'rum san s' Jaga
Und koani Zweschbnhandler worn,
A' Jaga, der nit bei der Schneid,
Der hat's vo' Haus aus scho' verfeit.

Nach Mitternacht, so san s' halt außi,
Und auffi in Ringkennlgrabn,
Fruh genua steht jeder auf sein' Stand,
Der Mankeifranz hoch auf der Wand.

Sie hamm scho' gmoant, es will nix kemma,
Jetz aber wie der Tag hat graut,
Da hat mer s' geh' g'hört in die Stoa,
Jetz' kemma d' Jaga sicher z' thoa'.

Bein erstn Laut, da biegt si' füri
Der Mankeifranz, da sicht er s' scho',
Jetz' bleibn s' steh' und murmin 'was,
Und schaugn si' um dort in den Paß.

Der oa' na' legt si' hinter d' Rastbank,
Der ander' loant si' hint'r an' Eck,
All's staad, der Franz aa mäuslstaad,
Bis 's amal lichter wern thaat.

Jetz' moant er, thuats es, und da schiebt er
'N groß'n Stoa' und laßt 'n o',
Und schreit und schießt ra' von der Wand,
Daß Alles dunnert in anand.

Und d' Schützn auf, als wann der Teufi
Dahinter waar, 'n Grabn 'ra',
Da schreit der Sepp den erschtn o'
Und hängt ihm in der Gurgl dro'.

Und mit'n Bergstock hat den andern
Der Förster grausi niedergschlagn,
Der erschti aber, wier a' Bär,
Der wirft 'n Sepp und werd ihm Herr,

Und reißt d' Bix 'raus, die er ihm 'packt hat,
Da springt der Vater zeiti z' Hilf,
Und wie s' da Arbet habn gnua,
Kimmt glückli' no' der Franz dazua.

Jetz' hamm se s' g'worfa, und na' 'bundn,
Is just nit g'schpaßi' gwest die Gschicht,
Na' hamm se s' aba aufn See
Und überg'fahrn auf Barthlmä.

Da hamm von Fischerhaus die Weiber,
Gott danke'd hoamli außa g'schaugt,
Gar froh, daß d' Wildrer 's Gschpiel verlorn, –
Die san gar guat na' ei'gspirrt worn.

Und hat 'n Miedei 'dankt der Seppi
Und freundli' wohl der Vater aa',
Die is na' furt – und schau 'n Franz
Den hat d'erzürnt der ganzi Tanz.

»Hätt' ihm nix gschad't den Försterbuabn',
»Und 's Miedei steht jetz hoch in Brett,«
So hat er denkt, und fallt ihm ei',
»'Brock' do' dem Diendl ebbes ei'!

»I' woaß, wie's geht, 'werd nit lang dauern,
»So laßt ma' d' Lumpn wieder aus,
»Da will i' do' a' Wörtl sagn,
»Damit s' der Dirn 'was nachatragn.«

Da geht er zu die Wildrer eini,
Und lacht, ees seyds wohl guati Narrn,
Und sagt 'n Miedei sein' Verrath
Und wie se's so schö' a'gricht't hat. –

Ja d' Eifersucht, dees is a' Teufi,
Wie koana sunst auf dera Welt,
Dees werd's in dera Gschicht' no' segn,
Daß's vieli wohl kaam glaabn mögn.


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