Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Der Heuretsstoa'Zu dem Gedichte »der Heuretsstoa'« ist in Betreff der Gegend und der örtlichen Verhältnisse, welche darin oft zur Sprache kommen, Nachstehendes zu bemerken. Zwischen Berchtesgaden, Bertlsgadn, und dem Bartolomä- oder Königssee liegt die Schönau. Wenn man auf dem See nach dem Jagdschlößchen von St. Bartolomä fährt, so sieht man rechts eine Reihe von steilen Felsenwänden, wovon die ausgezeichnetsten die Brenti-Wand und die Eichen(Oacha-)Wänd heißen. Eh' man nach Bartolomä (Bartlmä) kommt, geht ebenfalls rechts ein enger steiler Graben vom Watzmann (Der Watzmann hat eine Höhe von 9164 Fuß, die meisten umliegenden Berge sind zwischen 5000 und 7000 Fuß.) herunter; dieser heißt Ringkennl und führt von Bartolomä auf die Alpe Kühroint, welche ober den genannten Wänden liegt. In der Nähe befindet sich der Oachakopf und nördlicher der Schapbachbodn; die Schartn (Scharte) liegt zwischen dem kleinen und großen Watzmann. St. Bartolomä liegt auf einer Landspitze am See auf einer kleinen waldigen, wildreichen Ebene, welche die Au heißt und sich in ein wildes Thal fortsetzt, wo man es im Eis nennt. Links an dem engen Thal liegen die Wände Burgstall und Hachlwand und unten am Eingang desselben das Kirchlein St. Johann und Paul. Der Weg hinein geht längs des Eisbaches und ziemlich am Ende liegt rechts am Fuße wild zerrissener Felsen die Eiscapelle. Das Thal schließt ein hohes Felsenkahr, das sogenannte Hocheis. Auf der entgegengesetzten Seite des Sees und gegen den Obersee hin liegt die Kaunerwand und die Thalwand. Die Alpe Unterlana und der Heuretsstoa', Heirathsstein, liegen am Fuße des Simmetsbergs, hoch am Ende des Bartolomäsees. Die Fischunkl ist der Thalgrund hinter dem Obersee, welcher von einem Halbkreis von Bergen eingeschlossen wird.

I. Wie die Diendln z' Unterlaana in Heuretstoa' gworfa hamm.

              In Sanct Lorenzitag is gwen,
Da hat's grad gwimmit z' Unterlaana,
Viel Diendln san da gwest beinand',
Und is wohl plauscht worn allerhand.

San oa' vo' Bertlsgadn 'nauf,
Um' Almrausch und Jagabliemin,
Zu Sträußln, wie ma's auf'n Huat
Gern bei an' Schießet tragn thuat.

Denn 's is a' fürnehms Schießet g'west
Den andern Tag in Bertlsgadn,
Da hats 'was 'braucht von Bliemiwerk,
Dees habn s' g'holt in Simmetsberg.

Die Diendln in den Hoagascht da,
Die habn g'lebt in oana Gaudi,
Hamm Nudl 'kocht, und gscherzt und g'lacht,
Wie's halt a so a Rudl macht.

Und na' an diem hamm s' außi gjuchzt,
Daß's bis in d' Thalwand 'nüber g'hallert,
Da hat wohl manches Gambsei g'schaugt,
Und g'luust, wie's die da drent' so taugt.

Und 's schwarzi Resei und die Wabn
Von See, die habn nacha g'sunga,
Die habn's kinnt auf's rarigist,
Und Schnaderhüpfln z'hundert g'wißt.

Da fallt der oan' auf oamal ei',
He Diendl'n, wißts jetz', was ma macha,
Jetz geh' ma hi' zun Heuretsstoa',
Da muaß drei Wurf a jedi thoa'.

Ees kennts dees Loch dort in der Wand,
Und die auf dreimal wirft da eini,
Die werd in Jahr und Tag a' Braut,
Da hat mei' Muatta scho' d'rauf 'baut.

Ja dees is recht, zum Heuretsstoa!
Zum Heuretsstoa! hamm s' alli gschrie'n,
Und alli durchananda gschwatzt
Und mit 'n Schatz ananda 'tratzt. –

Von dera Alm gon Simmetsberg,
Da geht a' langi schiechi Gassn,
Und nett herunt' is an der Wand
Der Heuretsstoa' glei' linker Hand.

Da ko' ma' manchn Pletzer segn,
Da hamm viel hundert aufi g'worfa,
Und ebba 'was bideut's halt do',
Denn 's is no' heuntigs Tags a so.

Da san jetz' d' Diendln alli hi',
Und fanga o', mit Stoana z' werfa,
Und oani um die ander' feit,
Da hats erscht gebn a Lustbarkeit.

Jetz' is dabei a' Diendl gwest,
A' schöni G'sellinn, gar a' jungi,
Sie hamm se's Buacha-Miedei g'nennt,
Die hot no' gar koan' Liebstn 'kennt.

Wirft aber aa', und 's drittemal,
Meinoad da wirft dees Diendl eini,
Is selber schier d'erschrocka dro',
Da hebn die oan' a' Mettn o'!

Da hamm s' es 'kränzt und 's Resei hat
'N Bräutigam na' macha müßn,
Der hamm s' a' Raatschnbartl g'malt,
Und selli Sachan 'triebn halt.

'S is gschpaßi um a' sellas Spieln,
'S hat dengerscht dra' denkt 's Buacha-Miedei,
Wie's waar, wann s' ebba nach der Sag'
A' Braut thaat wer'n in Jahr und Tag.

Wer kunnt s' wohl nehma, hat s' ihm 'denkt,
Wie' s auf 'n Hoamweg abagstiegn,
»Der Knecht bei uns? naa pfüt' di' Gott,
»Da wollt' i' lieber, i' waar todt.

»Der alti Hies', der so gern scherzt,
»A' Freund von Vatern, 'will's nit hoffa,
»Der Mankeifranz? der schaugt so trüb,
»O naa, zu den hätt' i' koa' Lieb.

»Schau gar koan' wußt' i',« hat s' na' g'sagt,
Zu die, die mit ihr abaganga.
»'S werd nix bideutn, wier i' moa',
»Die Gschicht' da von den Heuretsstoa'.«

»»Ei ja, sagt oani nacha d'rauf,
»»Da geit's a' Hochzet, 's is scho' richti,
»»I' hoff', du ladst mi' dazua ei',
»»Und wer' a' Kranzljungfer sey'.««

Und mit den Red'n san s' halt ra',
Und hamm no' plauscht von'n großn Schießet
Und 's Midei dees hat viel sinnirt,
Und wegn an' Heuretsstoa' studirt.


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