Franz von Kobell
Gedichte in oberbayerischer Mundart
Franz von Kobell

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Die übergossn' Alm.

                Bals d' aufi steigst zum Blimbachthor,
Da sichst den ewign Schnee,
Wo dort jetz' All's d'erfrorn, is sunst
Wohl gstandn schöner Klee
Und Woad für vieli hundert Küh',
An' Alm, wie koani mehr,
Dees aber is vor Alters gwest
Und is scho' hübsch lang her.
Und selm, da hab'n Diendl'n g'haust
Auf dera Alm da drobn,
Die san wohl gwest gar schö' und reich,
Sunst weiter nit viel z' lobn.
Sie habn a' lusti's Leb'n g'führt,
Denn was die Alm' d'ertragn,
Wie Milch und Kaas' und Butter g'west,
Dees ko' ma' gar nit sagn:
Und weil's halt so d'ergebn hat,
San d' Diendln fürnehm worn
Und übermüthi', wie's halt geht,
Voll Hoffarth hint' und vorn',
Und hamm die Küh' mit Glockna ziert
Vo' Silber, Narr, a' Pracht,
Und d' Stier' die Horn auf's schönst' vergold't,
Und selli Sachan g'macht.
Und Wein vo' Salzburg Faßlweis
Hamm s' in die Keller g'habt,
Da hat an diem a' Jagabua
Sei' Noagl eini g'schnappt.
Statt aber, daß s' aa 'was d'erkennt
Und bet't hätt'n fruh und spat,
Hamm s' nie an unsern Herrgott 'denkt,
Nie 'dankt für so viel Gnad'.
Amal in ihnern Uebermuth
Hamm s' gar a' Straßn g'macht
Vo' lauter Butter über 'n Berg
Und hamm d'rauf tanzt und g'lacht,
Und daß der Teufi aa' was hätt',
Hamm s' gmoant, so soll er s' habn
Die Straßn, frißt er s' über Nacht
Mit seini Brüderln zamm;
Dees habn s' g'juxt und g'ruafa laut
Hi' geg'n die Teufishorn
Und gschrie'n: du, luus' auf da drent
Mit deini lange' Ohrn.
Und hamm so furt tho', bis die Stern
Am Himmi scho' zun segn,
A' sellas Volk is kaam amal
Mehr auf 'ra 'n Alma g'legn.
O Uebermuth, du findst dei' End,
Du findst es oft gar g'schwind –
Um zwölfi Nachts an's Fenster stößt
Und pfeift a' scharfa Wind,
Und wie wann oana sterb'n thaat,
Hat's nacha draußtn tho',
A' schreckli's Seufzn hat ma' g'hört
(An' dieweiln hört ma's no'),
Und d'rauf a' Sturm is 'rüber g'saust
Von Funtntauern her,
So schiech, als waar's lebendi' worn
In groß'n stoanern Meer,
Als schlüg'n d' Felsn ananand
Wie Welln, grausi schwaar,
Als wann der Teufi mit der Höll'
Da aufi kemma waar.
Und 'kracht und dunnert hat's, als wann
Der Watzmann stürzet ei',
Als kaam vom Himmi a' Lawin'
Und schlüg' in d' Alm 'nei'! –
O heilige Muatta, steh' uns bei,
O schauderhafti Nacht
Da hat wohl All's in Berg und Thal
Mit Angst und Bet'n g'wacht.
Und wie der Tag na' kemma is,
Ko' so was Grausi's g'schegn?
Schau d' Alm' und d' Sennderinne' d'rauf,
Koa' Mensch hat s' nimmer g'segn;
In Schnee und Eis san's g'west vergrabn
Mit Hüttn, Kuh' und Kalbn,
D'rum hoaßt mar 's aa' no' heuntigs Tags
Die übergoßn' Alm.
Und is die Alm a' Zoacha, gel',
Wie's geht mi'n Uebermuth
Und wann ma' blind vor lauter Glück
Auf Gott vergeß'n thuat.

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