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1348. – Am Rande einer deutschen Stadt.
Er: Woher kommst du so spät?
Sie: Bin Wasser holen gegangen. Zwei Stunden bis zum Fluß. Wir wagen nicht aus dem Brunnen zu schöpfen; die Juden haben ihn vergiftet. Die Juden haben uns die Pest in die Stadt getragen. Ah, wenn uns jemand von dieser Rotte befreite!
Er: Pst, nicht so laut! Wir sind bereit; heute nacht geht's los. Wir schleichen uns mit den Pechkränzen ans Ghetto ... und wenn sie herauskommen aus den Mauslöchern ... heidi... es bleibt keiner lebendig! Sie haben das Blatterngift in unsere Brunnen getan und sitzen heil und gesund und gemästet in ihren Häusern, derweilen unsere Brüder und Schwestern verrecken wie das Vieh.
Sie: Recht so! Schlag' sie tot, schlag' sie alle mausetot, die Juden ... die Ju ... den ...
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1921: Am 20. Februar in einem westlichen Café der Kulturmetropole Berlin.
Er: Ich komme soeben aus Glogau. Das war famos! An alle jüdischen Geschäfte haben sie Zettel geklebt: »Raus mit den Juden!« Auch an die allerfeinsten, Cohnheim usw. – Übrigens, wie hast du gewählt?
Sie: Deutsche Volkspartei.
Er: Recht so!
Sie: Aber denk' dir mal an, es war doch ein Reinfall! Wie ich aus dem Wahllokal komme, fällt mir plötzlich etwas ein. Ich frage einen Herrn, ob die Deutsche Volkspartei auch Juden aufnehme. Ja, natürlich, sagt der. Das hätte ich wissen sollen! Er: Sie dringen überall ein, die Juden. Selbst in die nationalen Parteien tragen sie das Gift des Internationalismus, den Geist der Zersetzung. Man sollte sie einfach totschlagen, die Juden ... die Ju ... den ...
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Oben am Himmel wird eine Wolke zurückgeschoben. Ein Mann in altfränkischer Tracht mit gepudertem Haar wird sichtbar. Er spitzt eine Weile die Ohren und schüttelt dann bedenklich den Kopf. Ein anderer Mann von fremdländischem Aussehen mit schwarzem, seidenweichem Barte nähert sich ihm.
»Warum blickst du so traurig drein, Lessing?«
»Freue dich, Saladin, daß du unter Mohren und Heiden gelebt hast. Da unten, bei meinen christlichen Landsleuten, hätte man dir den Schädel eingeschlagen. – Laß uns den Vorhang zuziehen – es ist nicht schön!«
Berliner Volks-Zeitung. 22. Februar 1921