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Wie gehetzt wird!
Eine neue Revancheschrift

Im »Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel« kündigt die Verlagsbuchhandlung Fr. Zillessen in Berlin das Erscheinen eines Sammelwerkes an, das sich als »Buch vom Raubfrieden« bezeichnet und den freundlichen Titel führt »Und was der Feind uns angetan ...« In die Absichten des Buches führt der Verlagsprospekt in außerordentlich geeigneter Weise ein. Man sieht als Titelblatt einen von einem Säbel durchbohrten Paragraphen, und dann beginnt es so:

»Wer dieses Buch nur einmal flüchtig durchblättert, wird wutentbrannt die Fäuste ballen, die Tränen werden jedem in die Augen steigen und die Wut in die Kehle. Und das will das Buch. Es ist kein Buch der Versöhnung. Es ist ein Buch der Anklage dessen, was der Feind uns angetan hat.

Und was der Feind uns angetan,
Das sei ihm nicht vergessen!

Wir sind uns klar bewußt, daß der, der dies Buch vom Raubfrieden gelesen hat, die Schändlichkeiten des haßerfüllten Feind- und Neidbundes nie vergessen wird ... Die Bilder zeigen in ihrer eigenartigen, ergreifenden Zusammenstellung immer den Glanz von einst und die Schande von jetzt schlagend gegenüber: Infanterie in Parade und zerbrochene Gewehre in Massen, Kavallerie in Marsch und abzuliefernde Pferde ... die schwarzen Truppen ... die aufgelöste Einwohnerwehr usw.«

Ein Kompendium für Revancheleute also. Den letzten Zweifel, der noch bestehen könnte, beseitigt die Liste der Mitarbeiter. Es sind alle da: Helfferich, Lettow-Vorbeck, Wangenheim, Escherich, Domprediger Döhring (natürlich darf der Hetzpastor nicht fehlen), Ludendorff, Dickhuth-Hatrach und Hindenburg.

Die Teilnahme des Generalfeldmarschalls nötigt zu einer Bemerkung.

Auch der schärfste Gegner hat bisher die hohen Jahre Hindenburgs geachtet und die Tradition in Rechnung gestellt, in der er grau geworden ist. Deshalb wurde ihm auch die Dolchstoßlegende, deren Verteidiger er ist, weniger verübelt als den Nachplapperern, die es besser wissen mußten. Wenn Herr v. Hindenburg aber in der Gesellschaft Escherichs und des Kappisten Lettow-Vorbeck erscheint und mit seinem Namen ein Unternehmen unterstützt, dessen gemeingefährliche Tendenz klar genug zutage tritt, so muß allerdings die Reserve fallen, die man sich bisher noch auferlegt hat, und offen ausgesprochen werden, was ist.

Berliner Volks-Zeitung, 22. Mai 1921


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