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Der zum Tod verurtheulte Soldat

Arie, der Kampf in Ungarn.

Verfast von J. Ernst.
Wien bei Anton Lettner, Kupferstecher Schottenfeld.

Ein Lehrer ging des Morgends aus der Schule,
Wie er darauf sich in die Kirch' begab.
Sah er ein Weib dort knien in einem Stuhle,
Die blickte sehr betrübt zur Erd' hinab.
Sie that zuweiln dan ihre Hände ringen,
Sprach Morgen früh, lebt sicher er nicht mehr,
Das wird mich auch noch zur Verzweiflung bringen.
Steh du mir bei, mein großer Gott und Herr.

Der Lehrer ging darauf zu diesem Weibe,
Frug mitleidsvoll, was ihr an Herzen ligt,
Sie zitterte an ihrem ganzen Leibe,
Und sprach, mein Herr ich fühl mich sehr gedrückt.
Mein Gatte wird als Korpural erschoßen.
Weil er in Zorn jüngst einen Ofizir,
In seine Brust den Säbel wollte stoßen,
Drum strafft man ihm jetzt mit den Tod dafür.

Ich bin deßhalb zum General gegangen.
Und bath um Gnad, da sprach er dann zu mir,
Mein gutes Weib, zu groß ist dein Verlangen,
Die Bitt kann ich gar nie gewähren dir.
Der Krieger der sich kann so weit vergehen,
Nicht achtet die Supportination
Muß seinen Tod zur Straff vor Augen sehen,
Verdient dann auch auf keinen Fall Pardon.

Der Lehrer sprach, thun Sie nicht ganz verzagen,
Begeben Sie sich jetzt in mein Quartir,
Ich werd die Bitt bei diesen Feldherrn wagen,
In einer Stund bin ich vielleicht schon hier.
Der edle Mann ging fort mit schnellen Schritten,
Und bat um Gnad für diesen Korpural,
Allein es half kein Weinnen und kein Bitten,
Nicht zu beweg'n war dieser General.

Der Lehrer sprach, Sie werden's nicht mehr wissen,
Einst sind Sie oft als Knab, gekniet vor mir,
Herr General! jetzt kniet vor Ihren Füßen,
Ihr Lehrer, und bitt Sie um Gnade hier.
Der Feldherr that ihm scharf ins Auge sehen,
Erkannte ihm, sein Herz war sehr gerührt,
Und sprach steh auf mein Greis es soll geschehen,
Der Korpural wird sicher pardoniert.

Da dankte ihm der Lehrer sehr bescheiden,
Für seine Gnad und eilte froh davon.
Kaum war er nur zu Haus, sprach er mit Freuden,
Ich hab gesiegt! der Mann bekommt Pardon.
Den andern Tag es mußte so geschehen,
Da wurde der Soldat doch ausgeführt.
Er mußt zu erst die Todesangst ausstehen,
Dann wurde er aus Gnade pardonirt.

Wie er erfuhr wer für ihm hat gebetten.
So eilte er zu diesen Lehrer dan,
Und sprach, ihr that mein theures Leben retten.
Nehmt meinen Dank dafür jetzt edler Mann.
Der gute Greis veränderte die Farbe,
Und sprach verzeiht, mein Freund ich muß euch fragen,
Von woher stamt an eurer Stirn die Narbe?
Ich bitte euch thut mir die Wahrheit sagen.

Der Krieger zog den Helm von seinem Haupte,
Sprach, diese stammt von meiner Kindheit her.
Bevor man mich von meinen Eltern raubte,
Fiell ich des Nachts auf einen Stein mein Herr.
Ich weiß genug schrie dann der Greis mit Wonne
Komm an mein Herz ich bin dein Vater hier.
Man denke sich die Freud von seinem Sohne,
Die zu beschreiben ist gar nicht möglich mir.


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