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Ich bin ein Landmann, leb' zufrieden,
Denn mich ergötzt das stille Land;
Mein Daseyn ist mir werth hinieden
In dem so goldnen Bauernstand,
Mir lebt nicht leicht ein König gleich,
Denn glücklich leb' ich, froh und reich.
In einem Dörfchen stand die Hütte,
Wo meine Mutter mich gebar;
In stiller Einfalt, Ruh' und Sitte
Entfloh mir manches Jugendjahr.
Das Dörfchen zierte Redlichkeit,
Noch immer wie vor alter Zeit.
Nicht Weltgeschick, nicht Modetöne
Begründen unser ländlich Glück;
Wir sind zwar blöde Bauernsöhne,
Doch niemals täuschet unser Blick.
Wir ziehn den Pflug auf uns'rer Flur,
Und bleiben immer ganz Natur.
Pflegt nur ihr Städter zu stolziren,
Von Glückesträumen überführt,
Wenn jemand klopft an eure Türen
Wird euer Angesicht verwirrt.
Den Armen biethen wir die Hand,
Und loben stets das liebe Land.
Wir streben nicht nach Ehr und Titel,
Wie ihr oft viele Jahre lang;
Wir suchen statt des Reichthums Mittel
Zufriedenheit, des Herzens Rang.
Bei uns ist dieß nur Phantasie,
Wir denken an so etwas nie.
Wir neiden nie des Andern Glücke;
Ihr Großen ob ihr euch am End'
Wohl dieser selt'nen Tugendblicke
Mit Wonne einst noch rühmen könnt?
Ihr feindet ja den Nebenmann
Oft viele, lange Jahre an!
Der Fürst ist Mensch, doch wenn er fehlet,
Geschieht's durch seiner Diener Schaar,
Die ihn oft schlau und listig quälet
In seinem Wirkungskreis fürwahr.
Denn sehr oft bringt der Schmeichler Kunst
Den Treu'sten um des Fürsten Gunst!
Ich bin von aller Sorg' befreyet,
Mir bringt der May in jedem Jahr,
Wenn Feld und Flur mir nur gedeihet,
Den Nahrungszweig in Fülle dar.
Gott schenkt mir eine reiche Saat,
Ich leb' von keines Menschen Gnad!
Und stehet einst am Grabes-Rande
Der alte Landmann Augustin,
So freut's mich noch, daß auf dem Lande
Ich bis ans End geblieben bin.
In Eintracht, Ruh', Zufriedenheit
Verschwand mir meine Lebenszeit!
Meine Herrn! schweigens a wenig still,
Hören Sie, was nun ich singen will;
Welcher Mensch ist wohl auf dieser Erd',
Dem der Ruhm, das Lob zuerst gehört?
Nun, man kann sich's leicht schon bilden ein:
Das muß wohl der liebe, bied're Bauer sein.
Wie man allseits schreibet, hört und liest,
War der erste Mensch ein Bauer ganz gewiß;
Denn als Adam grub und d' Eva spann,
Sagt, wo war der Bürger da und Edelmann?
Denn gleich nach der Sünd' im Paradies
Jagte Adam in die Erd den Spieß.
Ja, der Bauer ist der erste Mann,
Der uns Freund'! den Hunger stillen kann,
Wenn auf dieser Welt kein Bauer wär',
O, da ginget's uns gewiß sehr schwer,
Ja vom Bauer kommt halt alles her:
Fürst und Graf und der gestrenge Herr.
Selbst des Kaisers liebste Leute sind
Die, die Bauern und Soldaten sind,
Denn der Krieger kämpft für's Vaterland,
Und der Bauer schafft das Brod zur Hand.
Darum danket Gott für diese Gnad',
Daß den Bauer er erschaffen hat.
Hört! dem Bauer sieht man's gar nicht an,
Was er ist und was er leisten kann,
Er baut mühsam an das wüste Feld,
Löst auch aus den Früchten schönes Geld,
Schreibt der Kaiser neue Steuern aus –
Kommen diese erst vom Bauernhaus.
Doch der Bauer macht sich gar nichts d'raus,
Trinkt gleich d'rauf zwei, drei, vier Maßel aus,
Geht dann hübsch zu seinem schönen Weib,
Macht ihr dann den besten Zeitvertreib;
Ja bei Bier, dann Fleisch nebst Brod und Wein,
Möcht ich selber nur ein Bauer sein.
Und der Bauer ist ein schlauer Mann,
Mit ihm fängt kein Teixel etwas an,
Sicherlich möcht' er zur Antwort geben:
Von dem Bauer müssen d' Städler leben,
Selbst das Fleisch und Brod schafft er zur Hand,
Vivat! hoch! es leb' der Bauernstand!
Nun hört Bauern, und erfüllt die Bitt':
Theilt den Armen auch ein Schärflein mit!
Gott verleihet Euch dann seinen Seg'n,
Hiezu Glück auf allen Eu'ren Weg'n,
Dann habt ihr dort in der Ewigkeit, –
In dem Himmel wahre Seligkeit!
Wie schön ist das ländliche Leben,
Mein Häuschen steht auf grüner Flur
Von schattigen Bäumen umgeben;
Wie herrlich die schöne Natur,
Im Schatten der blühenden Bäume
Da sitz' ich so gerne allein;
Da fallen mir goldene Träume
Der schönen Vergangenheit ein.
Zufrieden leb' ich auf dem Lande,
Obgleich ich kein Edelmann bin;
Wie fliegen im mittleren Stande
Die Tage so fröhlich dahin.
Die Strahlen der Morgen-Sonne
Spiegeln sich in mein Häuschen hinein.
Ich fühle innige Wonne:
Kein Herr kann glücklicher sein.
Die Schwalbe weckt mich aus dem Schlafe,
Und singt mir ein Morgenlied vor;
Ich höre, sobald ich erwache,
Der Vögel ihr jubelndes Chor;
Die Wachtel schlagt in dem Getraide,
Und die Nachtigall in dem Hain;
Die Lerche singt auf grüner Haide
Ihr Liedchen auch fröhlich mit ein.
Warum soll ich Städter beneiden,
Die mit Luxus und Ehrgeiz sich prellen;
Sind alles phantastische Freuden,
Die thun sich einander nur quälen.
Da lad' ich mir lustig mein Flintel;
Dieß ist mir zur Freude gemacht,
Ich tracht' nach kein Anseh'n und Titel
Es ist alles nur scheinende Pracht.
Ein lieblicher Abend voll Wonne,
Strömt mir eine Seligkeit zu;
Ein Lichtstrahl der sinkenden Sonne
Begleitet den Landmann zur Ruh.
Wie prächtig scheint mir durch das Fenster
Der Mond in mein Stübchen herein.
Was kann wohl auf Erden erwünschter
Als eine so schöne Nacht sein.
So lang ich leb' wird es mich freuen,
Daß ich ein Bauer worden bin,
Es wird mich ja niemals gereuen,
So lang es geht nach meinem Sinn.
[Drum lob ich mir den Bauernstand,
Den schönen Stand im ganzen Land,
Den schönen Stand im ganzen Land!]
So mancher denkt, wir könnens haben,
Uns kostet es doch vielen Schweiß,
Die feldgebauten Naturgaben,
Ob es geräth; das Gott nur weiß.
Wenn mancher noch im Bette ruhet,
Da sind wir schon am Felde draus,
Sehr wenig wird bei uns geruhet,
Erst dann bis alles ist zu Haus.
Wenn and're Leut' im Schatten sitzen,
In heißer schwüler Sommerszeit,
Da müssen wir am Felde schwitzen,
Ob es uns recht, ob es uns reut.
Und kommt heran mit raschen Schritten,
Das Kirchweihfest, die Weihnachtszeit,
Da müssen wir beim Spinnrad sitzen,
Damit die Wäsche wird erneut.
Sehr viele Steuern sind zu leisten,
Das ist es ja, das man es kann,
Und spart man nicht, so geht's den Meisten
Gar schlecht weil er nicht zahlen kann.
Wir brauchen Schuster, wir brauchen Schneider,
Wir brauchen gutes Einspannzeug,
Den Schmid auch und den Wagner leider,
Die machen uns das Wirtschaftszeug.
Jeder Handwerker ist willkommen,
Der bei uns gehet ein und aus,
Noch Niemand hat Nachred vernommen,
Von mir und meinem ganzen Haus.
Das Handwerk ist von uns geehret,
So wie auch unser schöner Stand,
Ein jeder der sich redlich nähret,
Dem reichen wir recht gern die Hand.
Und werden wir abtretten müßen,
Aus dieser Welt, dort ob'n hinauf,
Dann wollen wir uns dort begrüßen,
Wenn vollend ist der Lebenslauf.
Dem großen Gott der uns beglückte,
Dem danken wir für seine Gnad,
Daß jeder, zu dem er sich schickte,
Sein Tagwerk gut vollendet hat.
Drum stoßet an mit edlen Säften,
Alle ihr braven Wirthschaftsleut,
Soviel als steht in unsern Kräften
Sind wir zu helfen uns bereit.
Drum ehrt und schätzt den Bauernstand,
Den schönen Stand im ganzen Land,
Den schönen Stand im ganzen Land.