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Der Jankerldieb

Wien 1833. Gedruckt mit Hagenauerschen Schriften.
Zu finden bey Ignaz Eder, Kupferstichhändler am Thury in der Flecksiedergasse Nr. 76 beim guten Hirten im eigenen Hause.

Ein junger Mann von hohen Stande,
Als geborner Thürmers-Sohn,
Einer Stadt im Schlesienlande
Ohne Handwerk und Räson,
Der kam neulich noch vor Abend
G'raden Weges aus der Schläs
Nichts in seinem Bünkerl habend
Als ein Wecken und ein Käs.

Drauß vor'm Tabor im Gesträuche
Macht er Halt, nach altem Brauch,
Und legt unter einer Eiche
Sich im Schatten auf dem Bauch.
Da sieht er, potz allem Hagel!
Hart vor sich ein Thalerstück,
Und ein alten Feuerstagel
Ha, welch unverhofftes Glück.

Gierig griff er nach dem Schatze,
Den sein Stern ihn finden ließ,
Und verzog die dumme Fratze
In ein lachendes Gefrieß.
Eben schmauste er im Geiste
Von den Thaler in der Hand,
Kam ein Pudel, keck und dreiste
G'rade auf ihn zugerannt.

Schalkhaft koste, guter Laune,
Ihm der Hund ganz demutsvoll,
Freudig rief der Bursch: »Ich staune!
»Weiß nicht, was das heißen soll,
»Hier seh ich den Thaler blinzen
»Und der Hund da auch noch mein?
»Nun tausch ich mit keinen Prinzen,
»Kann mein Glück wohl größer seyn?«

Schnell verbarg er Geld und Stagel
In sein Jankerl leicht von Lein,
Machte sich's zum Unterlagel
Und schlief dann zufrieden ein.
Rüstig hielt der Pudel Wache,
Angebunden bey dem Wicht,
Doch bekam die ganze Sache
Bald ein anderes Gesicht.

Der verschmitzte Hund bewachte
Nicht gar lang den dummen Kloß,
Schnipte ihm sein Jankerl sachte
Und entwischte fessellos.
Denn sein Herr und er selbst saßen
Kurz vorher an diesem Ort,
Wo der Herr das Geld gelassen
Für den Pudel zum Apport.

Nun sprang Hanns mit tausend Schrecken
Fluchend auf, in höchster Wut;
Denn um ihn noch mehr zu necken
Nahm der Wind auch seinen Hut.
Fort war Pudel, fort war Kasse,
Jedes Glied am Leib gelähmt,
Ohne Hut auf freyer Straße
Stand er da im z'rissnen Hemd.

Traurig wie ein armer Sünder
Zog er bey dem Tabor ein.
Zum Geleit' ein Haufen Kinder,
Die sich seines Aufzugs freu'n,
Bei der Brücke blieb er stehen,
Wo er sich nicht weiter traut,
Denn er könnt' nicht d'rüber gehen,
Weil man erst den Pfeiler baut.

Brummend durch die Prater-Straße
Gieng er bies zur Jägerzeil,
Dort hab ich den Herrn verlassen
Satis für den ersten Theil.
Sollte mir es noch gelingen,
Wo zu seh'n den wackern Held
Will ich noch was von ihm singen,
Wenn der erste Theil gefällt.


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