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Dieses Liedchen wurde der geliebten Lottchen N**** von ihrem Verehrer in Rom gemacht. Nachdem dieselbe in den Zeiten der französischen Revolution, und zwar da die Franzosen Rom besassen, unschuldig am Schaffotte hingerichtet wurde.
Lottchen hatte wegen ihrer Schönheit und freundlichen Betragen vom dasigen französischen Kommisär viele eitle Nachstellungen, blieb aber doch immer standhaft, und der Tugend getreu. Nach vielfältigen dennoch mißgünstigen Bestreben des Kommisärs wurde sie sammt ihren Eltern und Verwandten im Verdachte als Königlichgesinnte eingezogen, und Lottchen ohne weiters zum Tod verurtheilt.
Man führte sie sehr früh unter vielem Hohne und Spott aufs Blutgerüst, ohne sie mit ihren Eltern oder Verwandten nur einmal sprechen zu lassen. Sie war geduldig, und im Bewußt seyn ihrer Unschuld und der Tugend geschwornen Treue streckte sie, wie ein Lamm ihrem Schlächter, den weißen Lilienhals dem Scharfrichter dar, der bald ihr Haupt vom Leibe getrennet, und ihren gewissenreinen Busen mit dem schönen Blute gefärbt hatte.
Ihr Verehrer, der zwar alles mit angesehen, doch aber sich im Verborgenen halten mußte, machte nach der Zeit, da er frey von dieser Ungerechtigkeit wähnen durfte, allen tugendhaften Mädchen zum Vorbild, sich selbst aber zur Labung seines ewig gekränkten Herzens diesen vorstehenden Gesang.