Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Erinnerung an Döbler

Arie des Liedes: »A Madl hat a Haus«,
aus dem Stücke:
Das Geheimniß des grauen Hauses,
v. Joh. Nestroy.
Verfaßt von Carl Lang.

Vom Döbler erzählt' einst ein Weib ihrem Mann,
Wie gut er ihr g'fallen hat, und was er All's kann,
Doch zwa Sach'n mant's, hätt' er unsterblich g'mocht:
Wie er Schnupftücheln g'waschen und Tauben hat kocht.
Auf dieses erwiedert der Mann glei geschwind:
Geh' nimm dir an Döbler a Beispiel, mein Kind,
Im Kochen da bist du noch sehr unerfahr'n,
Denn alles, was du kochst, das wird zu an Schmarrn.
Auch nimm dir zum Waschen den Döbler, lieb's Weib,
Ich hab' schon sechs Wochen a Hemd auf den Leib.

A Frau wollt' den Döbler halt noch amal seh'n,
Daß der Mann nix erfahrt, denn sunst wär's um sie g'scheh'n;
Sie geht und versetzt ihren Shawl in der Still',
Sie muß noch a Sträußchen krieg'n, kost's, was es will.
Doch, wie's vom Theater kummt, wart't schon ihr Mann,
Und fangt glei mit ihr seine Kunststücke an,
Und ohne z'sag'n: eins, zwei, drei, Sträußchen herbei,
Hat's Sträußchen kriegt, dö war'n ihr freili nöt neu;
Den andern Tag, wann mich der Schein nöt betriergt,
Hab i auf an Aug a blau's Sträußchen bemirkt.

Hab'n d'Madl'n jetzt Hüt', dö's schon längst abgenutzt,
So werden's ohne Umständ' mit Rosen aufputzt; –
Daß 's Rosen auf d'Hüt thun, das wär ja recht schön,
Doch ließen's nur d'Rosen im G'sicht länger steh'n!
Aus an Kreuzer was Grün's macht ma Sträußchen jetzt schon,
Auf d'Letzt kriegt ma gar no a Zuspeis' davon.
Auch sag'n schon beim Abwäg'n d'Fleischhacker am Platz,
Hier habn's noch a Zuwag als Sträußchen, mein Schatz!
Vielleicht bringen's d'abg'richten Flöh' noch so weit,
Daß selbst am End' Sträußchen vertheil'n unter d'Leut!

A Mad'l hat sich auf an Sperrsitz postirt,
Und hat sich vor Sittsamkeit fast gar nöt g'rührt,
In's G'sicht hätt's dem Döbler um keinen Preis g'schaut,
Ihr Blick hat sich nur bis zur Halsbinden traut!
So oft i zum Döbler geh, triff i beinah,
Das sittsame Mad'l fast alleweil da;
Und ist auch 's Theater zur Hälfte kaum aus,
Schleicht's schon mit an jungen Herrn langsam hinaus;
Da wird sie vermuthli a Künste probir'n,
Warum thät sie denn sunst den Döbler studir'n!

 


 << zurück weiter >>