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Unglückselig ist das Lieben

Unglückselig ist das Lieben,
Weil man so viel Neider hat,
Es thut Leib und Seel betrüben,
Das erfahr ich in der That,
Aber doch werd ich nicht lassen,
Weil ichs treu von Herzen mein,
Darum thut man mich schon hassen;
Geduld mein Herz es muß schon seyn.

In Hofnung werd ich mich erhalten,
Will verlieren keinen Muth,
Meine Lieb soll nicht erkalten,
Dann sie brennt wie lauter Glut,
Du hast zwar die Treu versprochen,
Mir zu halten immerdar,
Aber dieses ich nicht glaube,
Weil es niemals wurde wahr.

Unglückselig muß ich leben,
Sag, wie hab ichs dann verschuld,
Daß hat mich dein Herz aufgeben,
Und geschlossen aus der Huld,
Einen andern auserkohren,
Die ich hab geliebt so sehr;
Und ihr so viel Ehr erwiesen,
Ach daß ich derjene wär.

Wenn man mir die Ursach saget,
Vielleicht könnt ichs ändern noch,
Eh und eh, daß ich verzage,
Ach wer weiß, der sag mirs doch,
Sie will ich gewiß nicht vexieren,
Sondern sag mit Mund und Sinn,
Will auch nicht die Treu verlieren,
So lang ich beym Leben bin.

Willst dann du mich nicht mehr lieben,
Kannst dus auch wohl lassen seyn,
Werd mich darum nicht betrüben,
Sondern bleib vor mich allein,
Hof ich werd das Ziel erreichen,
Daß ich sagen kann darzu,
Ich werd finden deines gleichen,
Die mich lieben mehr als du.

Nun so geh ich jene Strassen,
Und such eh ein anders Glück,
Aber du mit Spott und Schanden,
Wirst erfahren deine Tük,
Dein Gewissen wird dich kränken,
Daß du wirst erfahren recht,
Und viel tausendmal wirst denken,
An den treuen Schäfersknecht.

Ach ihr falsche Liebesketten,
Sollt ihr dann zerrissen seyn?
Hilft dann weder Bitt noch Beten,
Soll es dann geschieden seyn?
Dir o Himmel will ichs klagen,
Sonst mir niemand helfen kann,
Weil man mir die Lieb versaget,
Und mich nicht mehr schauet an.

Hat dann Venus mich verstricket,
Gegen dir o schönstes Kind,
Und Kupido auch beglücket,
Daß du bist ganz fest gesinnt?
Ja ich bin der Lieb ergeben,
Aber nur ein kleine Zeit,
Wechseln, wechseln, ist mein Leben,
Tauschen, tauschen ist mein Freud.


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