Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Widmung

War einst ein fahrender Gesell,
Dem klang sein Saitenspiel so hell;
Wohin er setzte seinen Fuß,
Klang fröhlich ihm Willkommensgruß,
Doch seines Bleibens war nit lang! –
Er sagte schönen Habedank,
Und muntern Schritts mit Sang und Klang
Zog weiter bald durch Wald und Heide
   Herr Walther von der Vogelweide.

Für einen Kuß in Liebe heiß
Singt er der Minne höchsten Preis,
Der Frauen schönheit huldigt er,
Doch Frauen tugend gilt ihm mehr,
Die er zu preisen stets gewillt! –
Des deutschen Weibes Ehrenschild
Umkränzt als schönstes Heilgenbild
Mit Blümlein hold und reiner Seide
   Herr Walther von der Vogelweide.

Sein Liebeslied im Dorfkrug klingt,
Wenn Bursch und Maid den Reigen schlingt;
Reich schöpft er aus der Weisheit Born
Und nimmt sich alt und jung aufs Korn,
Wo er im Herzen Falschheit sieht! –
Und schallt bei Hof sein Rügelied,
Sich manche Stirn in Falten zieht,
Doch sorglos lacht zu solchem Leide
   Herr Walther von der Vogelweide.

Er scheut den Papst, den Kaiser nicht,
Sagt jedem Wahrheit ins Gesicht;
Und als des Reiches Ende naht,
Er klagt nicht nur, er weiß auch Rat
Und hofft auf Licht trotz Not und Nacht! –
Für Deutschlands Freiheit, Recht und Macht
Zieht keck in freier Geisterschlacht
Das Schwert entschlossen aus der Scheide
Herr Walther von der Vogelweide.

Und als sein letztes Stündlein kam,
Der Spielmann seine Harfe nahm;
In letzten Liedes letztem Klang
Sein Geist sich auf zum Himmel schwang,
Der ihm die Pforten öffnet weit! –
Von dort in junger Herrlichkeit
Herstrahlt auf Deutschland allezeit,
Ob ihn manch Finsterling uns neide,
   Herr Walther von der Vogelweide!


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