Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Liebesglaube

L. 13. Manger fraget waz ich klage

    Mancher fragt mich, was ich klage,
Und behauptet immer, daß es nicht von Herzen geh.
   Der vergeudet nur die Tage,
Denn ihm ward von wahrer Minne weder wohl noch weh;
   Davon ist sein Herz ihm krank!
      Wer bedächte,
      Was die Minne brächte,
   Der verstände meinen Sang.

    Minne ist ein altes Wort,
Doch nach ihrem Wirken unbekannt: es ist mal so!
   Sie ist aller Tugend Hort,
Ohne Minne wird wohl keiner recht im Herzen froh!
   Da solch Glaube fest mir steht,
      Gib, Frau Minne,
      Mir auch frohe Sinne;
   Schlimm ists, wenn solch Trost zergeht!

   Da ich treu der Holden bin,
Will ich immer hoffen, daß sie mir gewogen sei.
   Täuschte mich mein Herz hierin –
Wohnte meiner Hoffnung leider wenig Freude bei.
   Aber, Gott, sie ist so gut!
      Weiß die Gute,
      Wie mir ist zumute,
   Weiß ich, daß sie wohl mir tut.

    Kennte sie die Treue mein,
Alles Liebe, Gute würde mir von ihr beschert.
   Doch wie sollte das wohl sein?
Seit mit süßem Worte falscher Minne man begehrt,
    Daß ein Weib nicht wissen mag,
      Wie mans meine?
      Diese Not alleine
   Schafft mir manchen trüben Tag.

   Wer ein Weib zuerst betrog,
Hat sich schwer vergangen   an den Männern, an den Fraun.
   Hält man noch die Liebe hoch,
Wenn nicht mehr der Freund dem Freunde   sicher wagt zu traun?
   Herrin, fern bleib euch der Schmerz!
      Meinem Minnen
      Lasset Trost gewinnen
   Durch ein liebevolles Herz!


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