Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Hof zu Wien

(Nach Friedrichs Tode – 1198)

L. 24. Der hôf ze Wiene sprach ze mir

    Es sprach der Wiener Hof zu mir,
»Ich sollte, Walther, lieb sein dir«,
Nun bin ich leid dir – das mag Gott erbarmen!
   Mein Ansehn war sonst mächtig gar,
Daß keiner darin größer war,
Als König Artus Hof: o weh mir Armen!
   Wo sind Ritter hin und Frauen,
   Die bei mir man sollte schauen,
   Seht, wie jammervoll ich steh!
   Morsch sind Dächer mir und Wände,
   Und mich minnet niemand leider!
   Rosse, Silber, Gold und Kleider,
   Alles gab ich hin von je:
Hab nun weder Kränzlein noch Gebände
   Und zum Tanz kein Weib – o weh!

Dieser Spruch geißelt das Sparsystem des sonst so freigebigen Wiener Hofes, das dort wegen der Vorbereitungen zur 1217 angetretenen Kreuzfahrt Leopolds herrschte.


 << zurück weiter >>