Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Vermächtnis

L. 60. Ich wil nû teilen, ê ich var

    Ich teile, eh ich scheide, nun
Mein fahrend Gut und liegend Land,
Damit deshalb der Streit mag ruhn,
Was dem und dem sei zuerkannt.
   All mein Unglück will ich denen lassen,
Die da immer neidisch sind und hassen,
Und der Reue Bitterkeit.
      All mein Grämen
      Soll der Lügner nehmen,
      All mein töricht Sinnen
Kriegen jene, die so treulos minnen –
Und den Frauen geb ich Sehnsuchtsleid.

    Nun wartet, laßt mich wiederkommen,
Jetzt weiß ich, wie die Fraun gesinnt.
Auch hab ich eine Kunst vernommen,
Wie mancher vieler Gunst gewinnt.
   Leib und Seligkeit will ich verschwören,
Keine sollte meiner sich erwehren.
Gott behüte! was ich sage!
      Richten sollte,
      Wenn Gott wollte,
      Alle, die so frevelnd schwüren,
Daß die Augen aus dem Kopfe führen
Und sie zehnmal stießen sich am Tage!


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