Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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Klage und Hoffnung

L. 116. Leider ich muoz mich entwenen

    Leider muß ich mich entwöhnen
Mancher Wonne, die ich einstmals sah:
Wonach soll sich einer sehnen,
Der nie glauben mag, was einst geschah?
   Wie so wenig kennt der Freudigkeit!
Sehnsucht ists, die Lust und Weh zugleich verleiht.
Ungemach, du gehst mir nah!

    Lang schon dient ich dir, o Welt,
Und ich diente dir auch gern in Zukunft mehr –
Doch der Lohn mir nicht gefällt,
Oder glaubtest du, ich merk es schwer?
   Ach, ich merk es gut an einem Brauch:
Was ich nur erfleh – sei es mit Tränen auch –
Einem Toren gibst dus ehr!

    Wüßt ich, wie ichs werben mag!
Heutge Sitte widerstehet mir!
Werb ich, wie man ehmals pflag,
Glückt mirs nicht: Rat weiß ich keinen hier.
   Eine einzge Hoffnung macht mich froh:
Daß der Unbescheidnen Werbung anderswo
Beifall mehr hat als bei ihr!


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