Walther von der Vogelweide
Gedichte
Walther von der Vogelweide

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An Landgraf Hermann (Um 1211)

L. 35. Ich bin des milten lantgrâven ingesinde

Der milde Landgraf zählet mich   zu seinem Ingesinde,
Drum ists mein Brauch, daß ich mich auch   stets bei den Besten finde.
Mild sind auch andre Fürsten zwar – jedoch:
Beständig nie, wie er es war – und wie ers heute noch!
Milder als er kann keiner sich gebaren.
And nie läßt Launen er an sich erfahren.
Wer Heuer prunkt und übers Jahr   so kärglich lebt als je.
Des Ruhm erblüht und welkt alsdann   so schnell wie Gras und Klee.
Doch Thürings Blume lacht selbst durch den Schnee:
Obs Maienzeit,
Obs stürmt und schneit –
Sein Ruhm weiß dauernd sich zu wahren.


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