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186. Got gebe faulen henden das falübel!

Ein Fluch, wie solche in Agricolas Sammlung (472ff. 519ff. 528; 532; 626; 643f.) häufig vorkommen und Luthers Mißbilligung (Lösche 31) erfuhren. In Luthers Sammlung sind Flüche und Verwünschungen vereinzelt, vgl. etwa Nr. 54; 332; 367; in seinen Schriften und Tischreden sind sie häufiger. – Fallübel ist Epilepsie, Fallsucht (DWb 3,1291); man sagte dafür auch St. Velten, wofür Luther eine Erklärung bietet Weim. Ausg. I 412,20 Valentinus, morbi caduci praefectus, quem cum nihil legimus egisse cum hoc morbo, prope iurarem ex allusione germanica eum in huius auxilii sortem venisse. Nam cadere vallen significat, quod ad Valentinum quam proxime allusit. Vgl. De W IV 628 Er hat St. Velten am Halse. EA 26,135 Es möcht Jemand wohl gern fluchen, dasz sie der Blitz und Donner erschlüge, höllisch Feuer verbrennte, Pestilenz, Franzosen, St. Velten, St. Antoni Aussatz, Carbunkel und alle Plage hätten. 39,299 Denn auch die Deutschen sagen: Das Fallübel gehe den an, ders besser macht, denn er kann ... Es gehet auch also, dasz sie gar scheuszlich fallen, wenn sie es übermachen, und kriegen das rechte Fallübel, dasz sie lieber sollten zwo Treppen überhupfen, denn einen solchen Fall thun. 39,342 die andern sind Blattern, Schwären, Franzosen, Sant Valtin, Anton (gleich wie sie sich selbst mit solchen Flüchen itzt malen) die den Leib ungesund machen. Lösche 471 Ideo oravit [Elias] contra eos, das sie [die Baalspfaffen] S. Vellten ankeme. – Luther selbst braucht diesen Fluch De W IV 668 Das Paternoster wider das Papstthum, dasz es St. Velten kriege! – In Verwünschungen über faule Hände umschreibt Luther Fallübel, z.B. EA 7,27 Gott gebe faulen Händen die Drüsz. 22,176 Faule Hände müssen ein böses Jahr haben. 26,155 Gott gebe hie faulen Händen kein Glück. 52,336 Gott gebe faulen Händen kein Glück, die hie nicht zugreifen. – Andere Flüche werden von Luther gelegentlich auch wiedergegeben, doch so, daß er bei den roheren seine Mißbilligung ausdrückt, z.B. Lösche 42 Georgius princeps: »Das in die sucht derstosse!« Erat enim rustico ingenio. EA 23,222 Wie jener Pfaff betete auf die Weis': ... lauf Bube, dasz dich der Ritt schütte etc. 25,159 dasz euch Gott strafe, ihr verheieten Buben. 36,175 dasz euch der Donner erschlahe. 38,402 dasz dich alle Plage bestehe. 42,76 nicht ein guter Fluch: dasz dich eine alte Wand erschlahe. 44,198 Da schlahe der Teufel zu. Anklingend 65, 99 Vielleicht wird sie der Tropf [Schlagfluß] und Sterbedrüsz bald rühren. – Oft wird auch ein Glückwunsch oder Gruß (vgl. EA 64, 198 Wir grüssen auf deutsch: Guten Abend! Glück zu!) zu einer Verwünschung, z. B. 40, 164 Da schlahe Glück zu! Besonders häufig ist die am Schlusse von Liedern wiederkehrende Formel: Gott geb ihm ein gut (verdorben) Jahr! auch bei Luther, z. B. EA 23, 195 Satan, so habe dir ein gut Jahr. 31, 17 So hab ers ihm und ein gut Jahr dazu. 32, 57 dasz sie ihn mit seinen Thalern und Gülden lassen ein gut Jahr haben. 36,174 Ich liesse sie ein gut Jahr haben. De W IV 261 Lasst die Buben ein gut Jahr haben.

Bei Wa vgl. II 300 Hand 148; 153 f. II 20 Gott 420; 2532; 2547. I 924 Fallübel 1 f.

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